Die Stimmung gegen die Österreicher, die ihren Anteil auf 75 Prozent aufstocken wollen, ist auch bei den Mitarbeitern des Logistikunternehmens gekippt. Post-General Pölzl gibt nicht auf und pocht auf die Verträge.
Wien/Istanbul. Als „business as usual“ bezeichnete Post-General Georg Pölzl gestern, Mittwoch, die wirtschaftliche Lage in der Türkei. Alles andere denn normal ist das Klima zwischen der Post und dem türkischen Logistik-Parnter Aras Kargo, an dem die Post 25 Prozent hält. Die Gespräche über den beim Einstieg im Jahr 2013 vereinbarten Zukauf weiterer 50 Prozent durch die Post als zäh zu bezeichnen, wäre schlichtweg untertrieben. Vielmehr fliegen bei den Verhandlungen die Fetzen – Dienstagnachmittag in einer Aufsichtsratssitzung eskalierte die Situation.
Wie die „Presse“ erfuhr, musste Pölzl und seine Entourage unter Polizeischutz ins Gebäude gebracht werden – draußen hatten sich aufgebrachte Mitarbeiter zu einer Demonstration versammelt. Sie werfen der Post unter anderem vor, Aras gerade jetzt, in der so schwierigen politischen Situation, im Stich zu lassen.
Thema Zukauf nicht enschieden
Kaum kam die Sitzung so richtig in Gang, soll es zum Eklat gekommen sein: alle Anwesenden, die nicht der Familie Aras oder dem Kontrollorgan angehören, wurden zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert. Das traf vor allem die Anwälte und Berater der Post. Das seien „bewusst gestreute Gerüchte“, spielt Pölzl auf „Presse“-Anfrage die Sache herunter. Es sei aber kein Geheimnis, dass die Atmosphäre belastet sei.
Das eigentliche Thema, der Zukauf, wurde nicht entschieden. Auch das längst überfällige Budget der Aras für 2016 blieb offen, unter anderem, weil Aras-Chefin Evrim Aras den Jahresabschluss 2015 in Frage stellt.
Morgen, Freitag, geht das Muskelspiel weiter. Da findet die Generalversammlung von Aras statt, bei der auf Pölzl weiteres Ungemach warten soll. Die Familie Aras will nämlich gerichtlich gegen Finanzvorstand Dervis Kahraman vorgehen. Der Türke, der an der WU Wien studiert und auch für die Voest gearbeitet hat, gilt als Mann der Post. Aras wirft ihm vor, Finanzzahlen manipuliert zu haben.
Pölzl: "Halten uns an Verträge"
Ein Ende des Konflikts zeichnet sich nicht ab. Im Vertrag wurde vereinbart, das Internationale Schiedsgericht anrufen zu können. Ob und wann er dies machen würde, will Pölzl nicht sagen. Auch nicht, wie sich der Knopf lösen lasse. Faktum sei: „Wir halten uns an die Verträge.“
Ein Grund, warum sich die Stimmung so gegen die Post gedreht hat, könnte – wie so oft – mit dem lieben Geld zu tun haben. Für den Zukauf wurde eine Preisformel vereinbart, die auf dem operativen Ergebnis 2015 basiert.Dieses soll jedoch deutlich unter den Erwartungen gelegen sein. Außerdem ist der Kurs der Lira stark gefallen. Das heißt, Aras würde viel weniger als erwartet bekommen.
Für die Post könnte der Zukauf zum Pyrrhussieg werden: Dann wäre sie Mehrheitseigentümer in einem Unternehmen, dessen Minderheitsaktionär und die Mitarbeiter auf Konfrontationskurs sind.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2016)