Raiffeisen-Aktien sacken nach Stresstest ab

The headquarters of Raiffeisen Bank International is pictured in Vienna
The headquarters of Raiffeisen Bank International is pictured in ViennaRBI-Aktien geben deutlich nach
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Die Raiffeisen Zentralbank lag beim Bankenstresstest an vorletzter Stelle. Nun strafen auch die Anleger die börsennotierte RBI ab.

Die Aktien der Raiffeisen Bank International sind am Montagvormittag deutlich abgerutscht. Die Papiere rasselten bis 10.45 Uhr 7,12 Prozent auf 10,96 Euro nach unten, nachdem die Konzern-Mutter Raiffeisen Zentralbank (RZB) am Freitag von der Europäischen Bankenaufsicht EBA an vorletzte Stelle beim aktuellen Stresstest gereiht worden war.

Die EBA hatte 51 Großbanken unter die Lupe genommen, aus Österreich waren Erste Group und Raiffeisen Zentralbank (RZB) dabei. Beide haben auch unter der Annahme heftiger Konjunkturschocks mehr Kapital als die Regulatoren verlangen. Der RZB stellten die Tester in den Stress-Szenarien aber ein sehr schwaches Zeugnis aus - sie lag an vorletzter Stelle. Ausgangsbasis war am Start ein Kernkapital der Landesbanken Holding von 10,47 Prozent beziehungsweise 10,2 Prozent bei voller Anwendung der Basel-III-Regeln. Nach drei Jahren Wirtschaftsabschwung würde diese Kapitalkennzahl auf 6,1 Prozent fallen, so die Berechnung der Stresstests.

Bank um Beruhigung bemüht

Mit einem umfassenden Konzernumbau und Beteiligungsverkäufen sollen die Kapitalquoten anziehen. RZB-Vorstand Michael Höllerer räumte am Montag bei einem Analystengespräch ein, dass vor allem eine geänderte Bilanzierung der Uniqa-Versicherungsbeteiligung mit Ende 2015 bewirkt habe, dass die harte Kernkapitalquote in der RZB per Ende des Vorjahres kurzfristig leicht unter zehn Prozent gefallen sei. Die Größenordnung bezifferte er nicht.

Raiffeisen ist gerade dabei, die Raiffeisen-Landesbanken Holding in die RZB hineinzuverschmelzen. Dieser Schritt ist schon beschlossen. Das große Augenmerk liegt wie berichtet in der Vorbereitung der Fusion von RZB und der börsennotierten Raiffeisen Bank International. Dieser Beschluss wird im September erwartet.

Höllerer betonte am Montag, dass das Kernkapital Mitte 2016 schon bei 11 Prozent liege und die Bank auf gutem Weg sei, wie geplant Ende 2017 über 12 Prozent zu kommen. Rund einen halben Prozentpunkt an Kernkapital soll die Verringerung der Uniqa-Beteiligung beitragen, so Höllerer (erst vor kurzem wurde ein Anteil an der Uniqa-Versicherung veräußert).

Eine "kleine" Verbesserung soll auch die angekündigte Fusion von RBI und RZB bringen. In der Bank wurde der Effekt heute noch nicht beziffert, diese Fusion von RBI und RZB soll nach Angaben der Finanzaufseher das Kernkapital aber um 0,4 Prozentpunkte anheben.

Länderweise unterschiedliche Kriterien

Kritisiert wurde im Vorfeld, dass die EBA beim Stresstest nämlich länderweise recht unterschiedliche Kriterien angelegt. Während die italienischen Banken einem relativen milden „Stress“ unterzogen wurden, waren die Kriterien für Deutschland und vor allem für Österreich relativ hart. Nicht zuletzt wegen der starken Ausrichtung der heimischen Banken auf Osteuropa, für das die Bankenprüfer eine besonders harte Rezession mit stark sinkenden Immobilienpreisen angenommen hatten.

Bestätigt sieht sich die heimische Finanzmarktaufsicht (FMA) durch die Ergebnisse der RZB. "Österreichs Banken brauchen mehr Eigenkapital, das haben wir immer gesagt", sagte FMA-Chef Helmut Ettl, der Raiffeisen unter Druck setzt. Der Stresstest zeige, dass RZB und RBI nun rasch ihren Kapitalplan abarbeiten müssten. Der Stresstest stärke das Problembewusstsein, so Ettl weiter.

(APA)

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