ÖOC-Krise: Präsident Leo Wallner kündigt Rücktritt an

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FILE AUSTRIA OLYMPIC COMMITTEE LEO WALLNER(c) EPA (Roland Schlager)
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Der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees zieht die Konsequenzen aus der jüngsten Krise: Nach 19 Jahren steht die Ära Wallner vor dem Ende.

Das Zögern hat ein Ende: Leo Wallner leitet nach knapp 19-jähriger Amtszeit seinen Rücktritt als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) ein. Das kündigte der 73-Jährige am Freitagvormittag in einer Aussendung an. Der Rücktritt an sich erfolgt noch im Herbst auf einer bei der Vorstandssitzung zu terminisierenden Außerordentlichen Hauptversammlung.

Der ehemalige Generaldirektor der Casinos Austria machte sich in seiner Mitteilung für eine Strukturreform des ÖOC stark. Diese könnte aller Voraussicht nach in der nächsten Vorstandssitzung am 23. Septmeber 2009 diskutiert und in einer darauf folgenden außerordentlichen Hauptversammlung zur Genehmigung vorgelegt werden. "Das ist auch der Termin, an dem ich dem Gremium, das mich gewählt hat, meinen Rückzug als ÖOC-Präsident bekanntgeben werde", erklärte Wallner. "Ich möchte sicherstellen, dass ich nach beinahe 20-jähriger, ehrenamtlicher Tätigkeit das ÖOC in dieser Krisensituation nicht im Stich lasse und werde ihm auch mit all meiner Kraft in dieser schwierigen Phase weiter zur Verfügung stehen. Mir ist bewusst, dass für eine Neustrukturierung auch personelle Veränderungen notwendig sind. Der gewählte Zeitplan gewährleistet, dass eine ordentliche Übergabe in neue Hände erfolgen kann, was für das ÖOC und für den österreichischen Sport wichtig ist", hieß es weiter.

Zu den jüngsten Entwicklungen im ÖOC gab Wallner ebenfalls eine Stellungnahme ab: "Bei Bekanntwerden der ersten Verdachtsmomente habe ich unverzüglich alle Schritte für eine lückenlose Aufklärung eingeleitet. Sämtliche Vorgänge wurden umgehend durch eine externe Wirtschaftsprüfung und eine interne Revision im Detail untersucht."

"Gerichte sind am Zug"

Zur Causa des ehemaligen Generalsekretärs Heinz Jungwirth, in dessen Privattaschen ÖOC-Gelder geflossen sein sollen, wollte Wallner dagegen nicht Stellung nehmen: "Das ÖOC und ich sind an einer detaillierten Aufklärung der Vorkommnisse interessiert und möchten die Ermittlungen in keinster Weise mit öffentlichen Stellungnahmen beeinflussen. Jetzt sind die Gerichte am Zug", hieß es in der Aussendung.

Wallner fungiert seit 12. Dezember 1990 als ÖOC-Chef und wird nach rund 19 Jahren als der am längsten dienende Präsident der 101-jährigen ÖOC-Geschichte abtreten.

Der ÖOC-Vorstand hatte am Montag in einer Sitzung beschlossen, gegen seinen ehemaligen Generalsekretär Heinz Jungwirth Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzubringen. Jungwirth war im Februar nach über 25 Jahren in der ÖOC-Führung zurückgetreten, nachdem Gerüchte über finanzielle Ungereimtheiten während seiner Amtszeit und fragwürdige Geldströme rund um die gescheiterte Salzburger Olympia-Bewerbung für 2014 bekanntgeworden waren.

Im Zuge dessen geriet auch Wallner immer mehr in die Schusslinie. Schon am Dienstag hatte der 73-Jährige angegeben, über einen Rücktritt nachzudenken.

Darabos: "Richtiger Schritt"

Sportminister Norbert Darabos begrüßte in einer ersten Reaktion Wallners Ankündigung: "Der Rücktritt von Leo Wallner ist der richtige Schritt in dieser für die olympische Bewegung so schwierigen Situation. Es ist Leo Wallner hoch anzurechnen, dass er die für ihn persönlich sicher nicht einfach aber für den Sport und das ÖOC notwendige Konsequenz gezogen hat." (Vollständige Reaktion und weitere Stellungnahmen hier)

(c) APA

(APA/Red.)

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