Bank Austria: Ost-Abspaltung nur bei Kapitalspritze

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Die für Montag angesetzte Hauptversammlung zur Abspaltung der Ost-Tochter der Bank Austria wurde verschoben. Grund ist die Forderung der EZB, dass die Bank im Gegenzug rund zwei Mrd. Kapital erhalten muss.

Wien. Eigentlich hätte gestern, Montag, alles klar gemacht werden sollen. In der für 1. August angesetzten Hauptversammlung der Unicredit-Tochter hätten die Vertreter der italienischen Großbank sowie der Wien-nahen AVZ-Stiftung und des Betriebsratsfonds (beide besitzen neben den Italienern noch Aktien) den ausverhandelten Deal über die Abspaltung des lukrativen Ost-Geschäfts von der Bank Austria und die Übergabe ebendieses an die Mutter in Mailand beschließen sollen. Wie berichtet gab der Betriebsrat dazu ja sein grünes Licht, weil Unicredit sich bereit erklärt hatte, rund 500 der im Ostgeschäft operativen Mitarbeiter in Wien zu belassen.

Die Hauptversammlung fand laut „Presse“-Informationen nun aber nicht statt. Grund dafür ist, dass die Aufsichtsbehörden bereits vor einiger Zeit signalisiert haben, dass sie der Abspaltung in der geplanten Form nicht zustimmen werden. Sie stoßen sich daran, dass es durch die Abspaltung zu einer massiven Reduktion des Eigenkapitals bei der Bank Austria kommen würde. So soll die Eigenkapitalquote von rund 16 auf nur mehr etwa elf Prozent absinken, heißt es.

Österreich-Geschäft schwach

Gleichzeitig sei aber auch das bei der Bank Austria verbleibende Österreich-Geschäft nicht sonderlich profitabel. Im Privatkundenbereich wurden in den vergangenen Jahren ja sogar deutliche Verluste eingefahren, weshalb im vergangenen Herbst auch ein Verkauf dieser Sparte geprüft worden ist. Auf jeden Fall verlangen die Aufseher bei der EZB in Frankfurt, aber ebenso in Wien, dass die Bank bei einer Abspaltung im Gegenzug frisches Kapital erhalten muss. 1,5 bis 1,9 Mrd. Euro sollen es dem Vernehmen nach sein, die dem Institut zugeführt werden müssen, damit die Behörden zustimmen.

Anders als von Unicredit vorgeschlagen wollen die Behörden dabei jedoch nicht bloß eine Garantie aus Mailand, sondern echtes Geld fließen sehen. Dies ist angesichts der bei Unicredit selbst angespannten Kapitalsituation jedoch nicht so einfach. Eine Lösung könnte nun ein Zugriff auf Mittel der Unicredit-Tochter HVB in München sein, wie der „Standard“ jüngst berichtete. Das Münchner Institut hat nämlich immer noch den einstigen Erlös von 12,5 Mrd. Euro aus dem Verkauf der Bank Austria an die Unicredit in ihren Büchern. Dieses Geld wurde auf Wunsch der deutschen Finanzaufsicht nie nach Mailand überwiesen. Nun könnte die gesamteuropäische Aufsicht bei der EZB die Deutschen dazu sozusagen „zwingen“. In Mailand scheint man mit dieser Lösung kein Problem zu haben. Unicredit konsolidiert nämlich sowohl die HVB als auch die Bank Austria in ihren Büchern – wo das Geld liegt, ist unter dem Strich also egal.

Vollzug bis Jahresende?

Aufsicht und Unicredit sollen sich bei dem Thema inzwischen auch bereits deutlich nähergekommen sein. Die Abspaltung des Ost-Geschäfts dürfte daher auch nur etwas verzögert werden. Wann es einen neuen Termin für eine Hauptversammlung bei der Bank Austria geben wird, ist allerdings noch nicht klar. Sowohl in Wien als auch in Mailand wollte man zu der ganzen Causa keinen Kommentar abgeben. Zuletzt hieß es jedoch, dass die Abspaltung bis Jahresende über die Bühne gehen soll. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2016)

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