Die Aleviten seien keine eigene Religion, sondern fallen unter das Islamgesetz: So argumentiert das Kultusamt. Die Aleviten legen eine Beschwerde ein und gehen damit vor den Verfassungsgerichtshof.
Die Wiener Aleviten planen eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof (VfGH), da ihr Antrag auf staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft vom Kultusamt abgelehnt worden ist. "Wir pochen auf unser Recht, Muslime zu sein und als eigenständige Konfession neben der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) anerkannt zu sein", erklärte der Sprecher der Wiener Aleviten, Riza Sari, am Freitag in der "Wiener Zeitung".
Die IGGiÖ bestreitet, dass die Aleviten zur "weltweiten muslimischen Gemeinschaft" gehören - das Kultusamt hingegen anerkennt die Selbstzuordnung der Aleviten als "Glaubensrichtung des Islam". Allerdings sind im Islamgesetz nicht mehrere Religionsgesellschaften vorgesehen. Sari kritisierte, dass die Aleviten vom Staat zu den Muslimen gerechnet werden, nicht aber von der zuständigen Vertretung und fordert deshalb eine Änderung des Islamgesetzes. Demnach sollen mehrere islamische Vertretungen ermöglicht werden. An der VfGH-Beschwerde werde bereits geschrieben, hieß es.
Zweiter Antrag wartet auf Erledigung
Der Antrag der Wiener Aleviten ist nicht der einzige auf Anerkennung als Religionsgemeinschaft: Fast zeitgleich hat die Föderation der Aleviten Gemeinden in Österreich (AABF) einen fast gleichlautenden Antrag gestellt, mit einem wesentlichen Unterschied: In ihrem Gesuch betont die AABF, dass das Alevitentum kein Teil des Islam ist, sondern ein "eigenständiger und synkretistischer Glaube mit besonderen Bezügen zum Islam".
In einer Aussendung betont der Vorsitzende der AABF, Mehmet Ali Çankaya: "Die Begründung der Ablehnung, dass Aleviten islamisch seien und von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) vertreten werden, können wir jedoch auf keinen Fall akzeptieren." Derzeit wartet die AABF auf das Ergebnis ihres Antrags.
(APA)
