Bank of England senkt Leitzins auf 0,25 Prozent

BRITAIN-EU-POLITICS-BANK-ECONOMY-FOREX-BOE
BRITAIN-EU-POLITICS-BANK-ECONOMY-FOREX-BOEAPA/AFP/JUSTIN TALLIS
  • Drucken

Die britischen Notenbanker haben den Leitzins wie von den Ökonomen erwartet auf neues Rekordtief gesenkt. Die Wirtschaftsaussichten hätten sich deutlich abgeschwächt.

Die britische Notenbank reagiert auf den Brexit-Schock mit einer Leitzinssenkung. Der Schlüsselsatz wurde am Donnerstag auf das Rekordtief von 0,25 Prozent nach zuvor 0,5 Prozent gekappt, wie die Währungshüter am Donnerstag mitteilten. Die Bank of England (BoE) lockerte damit erstmals seit März 2009 die Zügel, als sie gegen die Weltwirtschaftskrise ankämpfte.

Nun musste sie erneut zu einem geldpolitischen Feuerwehreinsatz ausrücken, denn das Land steuert nach dem EU-Austrittsreferendum vom 23. Juni auf den stärksten Konjunktureinbruch seit sieben Jahren zu. Die Notenbank rechnet für 2016 mit einer konjunkturellen Stagnation und signalisierte, dass sie noch dieses Jahr zu einer weiteren Zinssenkung bereit ist.

Die britische Notenbank will nach den Worten ihres Chefs notfalls nachlegen. Bei allen beschlossenen Maßnahmen gebe es Spielraum für eine Ausweitung, sagte Gouverneur Mark Carney von der Bank of England. Er machte aber deutlich: "Ich bin kein Fan negativer Zinsen."

Wertpapierkäufe aufgestockt

Um die Wirtschaft anzukurbeln, weitete die BoE auch die Geldflut aus: Sie stockte ihr Staatsanleihen-Kaufprogramm um 60 Milliarden auf 435 Mrd. Pfund ( (518,4 Mrd. Euro) auf. "Damit wurden die Markterwartungen übertroffen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die BoE für die Zukunft weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt hat", sagte Ökonom Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba.

Im Juli hatte die Notenbank noch stillgehalten und die Anleger an der Börse damit auf dem falschen Fuß erwischt. Nun legte sie zwei neue Programme auf: Als zusätzliche Anschubhilfe sollen Unternehmensanleihen im Wert von 10 Mrd. Pfund angekauft werden. Komplettiert werden die Konjunkturspritzen durch ein Programm zur Förderung der Kreditvergabe.

Pfund gab um 1,3 Prozent nach

Nach der Zinssenkung warfen die Anleger das Pfund Sterling aus ihren Depots. Die britische Währung brach um 1,3 Prozent auf 1,3158 Dollar ein. An den Aktienmärkten freuten sich die Investoren hingegen über den Geldsegen: Der "Footsie" in London weitete seine Gewinne aus und kletterte um 1,4 Prozent.

Derzeit herrscht auf der Insel Unsicherheit, ob Großbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird. Dies drückt auf die Konsumlaune und lastet auf der Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Briten schulden der EU noch 25 Milliarden Euro
Europa

Briten schulden der EU noch 25 Milliarden Euro

Die offenen Rechnungen könnten die Brexit-Verhandlungen belasten. "Ein Deal mit Großbritannien ist unvorstellbar, wenn die Briten diese Altlasten nicht begleichen", heißt es aus Brüssel.
Die Bank of England setzt alles daran, die negativen Wirkungen des Brexit abzufangen – und senkt erstmals seit 2009 die Zinsen.
International

Das Ende der britischen Zurückhaltung

Die englische Notenbank packt die Bazooka aus, senkt die Zinsen – und feuert Geld aus allen Rohren. Einen Einbruch der britischen Wirtschaft wird sie aber nicht verhindern können.
Das Finanzzentrum in London
International

Großbritanniens Wirtschaft vor stärkstem Einbruch seit 2009

Das Londoner Forschungsinstitut Markit geht davon aus, dass die Wirtschaft im dritten Quartal um 0,4 Prozent schrumpfen wird.
A wooden carving of the Bank of England logo is seen on a desk during a news conference at the Bank of England in London
International

Britische Notenbank hält überraschend am Leitzins fest

Trotz der Brexit-Nachwehen tastet die Bank of England den Leitzins nicht an. Die Finanzmärkte erwarteten eine Senkung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.