Bank. Mit Osttöchtern verdiente die Bank Austria im ersten Halbjahr noch 626 Mio. Euro. Heute soll jedoch deren Abspaltung beschlossen werden.
Wien. Heute, Freitag, sollen die Eigentümer der Bank Austria (UniCredit, Betriebsratsfonds und die der Stadt Wien nahestehende AVZ-Stiftung) zu einer Hauptversammlung zusammenkommen und die Abspaltung der Osteuropa-Sparte beschließen. Ein erster Termin am vergangenen Montag ist gescheitert. Neben dem Wunsch der Betriebsräte nach einer höheren Kapitalausstattung für die verkleinerte Bank durch UniCredit sorgte auch eine Forderung der AVZ-Stiftung für Verzögerungen.
Diese haftet nämlich immer noch im Ausmaß von 5,2 Mrd. Euro für Verbindlichkeiten der Bank Austria. Da diese Verbindlichkeiten beim Österreich-Teil der Bank bleiben sollen, will AVZ eine direkte Garantie aus Mailand für einen großen Teil davon. Laut „Presse“-Informationen schwebt der Stiftung ein Haftungsbetrag von rund drei Mrd. Euro vor. Es sei daher weiterhin fraglich, ob es beim zweiten Anlauf auch wirklich einen Beschluss geben wird, so ein in die Sache Involvierter.
„Starke Kapitalausstattung“
Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil zweifelt dennoch nicht daran, dass die Abspaltung wie geplant bis Ende des Jahres unter Dach und Fach ist, wie er am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen des Instituts sagte. Die Bank Austria werde auch danach immer noch die Bank mit dem größten Geschäft in Österreich sein, so Zadrazil weiter. Und auch die Kapitalausstattung der Bank Austria werde „sehr stark“ sein, ergänzt Finanzvorstand Mirko Bianchi. Sie solle schlussendlich über jenen 11,7 Prozent Kernkapitalquote liegen, die das Institut in der derzeitigen Größe vorweist.
Welchen Zielwert man genau im Auge habe, könne derzeit aber noch nicht gesagt werden. Grund dafür dürfte sein, dass innerhalb der UniCredit noch nicht geklärt ist, auf welche Weise und mit wie viel Kapital die Bank Austria versorgt werden soll. Bei der Schwester HVB in München hieß es am Donnerstag, dass ein direkter Kapitaltransfer nach Wien nicht möglich sei. Allerdings sei man sich bewusst, dass man wohl zu viel Kapital habe und dies an die Aktionäre – also die UniCredit – zurückgeben könnte.
Gegenüber der jetzigen Größe wird sich der Wegfall der Osttöchter bei der Bank Austria aber dennoch deutlich bemerkbar machen, wie ein Blick auf die Geschäftszahlen zeigt. So verdiente die Bank Austria im ersten Halbjahr inklusive des CEE-Geschäfts noch 626 Mio. Euro – um 27,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Blickt man lediglich auf das Österreich-Geschäft, ergibt sich indes ein Minus von 81 Mio. Euro.
Kostensenkung wirkt
Allerdings ist darin eine Reihe von Sondereffekten enthalten – etwa die Mehrkosten für den Übertrag von rund 3300 Mitarbeitern ins ASVG-Pensionssystem. Ohne diese Sondereffekte hätte die Bank Austria auch in Österreich einen Gewinn von 184 Mio. Euro erzielt, um 34 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Grund für diesen Zuwachs ist laut Zadrazil, dass das seit einigen Monaten laufende Kostensenkungsprogramm bereits zu deutlichen Einsparungen geführt habe. Viel davon sei intern und ohne Auswirkungen auf die Kunden geschehen. Jedoch hat die Bank auch wie geplant ihr Filialnetz ausgedünnt. Statt über 190 Filialen, wie noch im Dezember, verfügt die Bank nur noch über 150 Außenstellen. Ende 2017 sollen es nur noch 124 Filialen sein.
Die Zahl der Mitarbeiter im Inland hat sich ebenfalls um 354 auf 6739 reduziert. Bis Ende September könnten Mitarbeiter melden, ob sie die Bank verlassen wollen. Laut Zadrazil handelt es sich dabei nicht um ein „Golden-Handshake-Programm“, auch wenn dem Vernehmen nach Abschlagszahlungen von bis zu dem Vierfachen eines Jahresgehalts zusammenkommen können. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2016)