"Pokémon Go": Nach dem Hype kommen die Verbote

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Die Taschenmonster sind des einen Freud und des anderen Leid. Aus Sicherheitsgründen und aus Angst vor Übergriffen wurde die App in einigen Ländern verboten.

Hunderte Fans des derzeit für Furore sorgenden Smartphone-Spiels "Pokemon Go" haben sich am Sonntag in Yokohama zur jährliche Pikachu-Parade versammelt. Rund 50 lebensgroße Abbilder der bekanntesten Pokemon zogen durch die Straßen der japanischen Stadt. Ein Fest, das schon seit mehreren Jahren regelmäßig abgehalten wird. Doch in anderen Ländern hat die App Pokémon-Go für derartige Menschenansammlungen gesorgt, dass einige Länder die Notbremse gezogen haben.

Im Iran wurde das Handyspiel mit den kleinen Monstern aus Sicherheitsgründen verboten. Die Sicherheitsbehörden und die Abteilung für Internet-Kriminalität seien einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass "Pokemon Go" ein gefährliches Spiel sei, erklärte die Staatsanwaltschaft laut Medienberichten vom Samstag. Der Zugang zur App wurde blockiert. Wie viele Internetnutzer im Land bereits auf virtuelle Monsterjagd gehen, ist unklar - laut Staatsanwaltschaft sind es nur wenige.

Auch oberste islamische Autoritäten Malaysias haben den Muslimen des südostasiatischen Landes das weltweit beliebte "Pokemon Go" verboten. Die Bevölkerung solle davor bewahrt werden, von dem Spiel verdorben zu werden, heißt es in einem am späten Freitagabend verkündeten Beschluss des Muftis der malaysischen Bundesterritorien. Das Spiel könne die Privatsphäre gefährden und zu Sucht sowie emotionalen Störungen führen. Gut 60 Prozent der mehr als 30 Millionen Einwohner Malaysias sind Moslems, der Islam ist dort Staatsreligion.

In Thailand forderte die Militärregierung dazu auf, in der Nähe von Wahllokalen auf "Pokemon Go" zu verzichten. Das Spiel war in Thailand am Samstag auf den Markt gekommen, einen Tag vor dem Referendum über eine neue Verfassung. "Die Menschen sollten es unterlassen, nahe Wahllokalen zu spielen - auch, wenn ein "seltenes" Pokemon dort auftauchen sollte", sagte der Wahl-Beauftrage Supachai Somcharen.

Der Selfie-Sticks der Apps

Ein Massenphänomen und Verbote, das sind zwei Zutaten, die anscheinend untrennbar miteinander verbunden sind. Dem Selfie-Stick zu entkommen, war im Sommer 2015 nahezu unmöglich. Hatte man selbst keinen, wurde man mindestens einmal davon traktiert. Auch hier reagierten Länder und Einrichtungen mit Verboten. Mit der Nintendo-App verhält es sich jetzt ähnlich.

Auch in den USA wurde die Nutzung von Pokémon Go eingeschränt. Sexualstraftätern wird in New York die Nutzung verboten, da die Gefahr, dass Kinder von Triebtätern angelockt werden könnten, zu groß sei. Gemeinsam mit den Entwicklern von Niantic Labs arbeite man laut Gouvernor Andrew Cuomo an einer Lösung, um registrierte Straftäter von der Nutzung auszusperren.

Weltweit haben Lokale, Museen, Gedenkstätten und Institutionen ein offizielles Pokémon-Go-Verbot ausgesprochen. Viele Geschäfte hingegen versuchen durch Pokémon-Go neue Kunden mit speziellen Vergünstigungen anzulocken.

"Pokemon Go" animiert die Spieler, mit ihrem Smartphone durch die Gegend zu gehen und in der "echten Welt" versteckte Pokemon-Figuren "einzufangen". Dabei werden die GPS-Funktion und das Kartenmaterial des Smartphones genutzt.

(APA/dpa/AFP/Red. )

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