Aleppo: Zwei Millionen Menschen ohne Trinkwasser

In Teilen von Aleppo gibt es kein Wasser mehr, Nahrungsmittel und Medikamente werden knapp.
In Teilen von Aleppo gibt es kein Wasser mehr, Nahrungsmittel und Medikamente werden knapp.REUTERS
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Die UNO fordert eine humanitäre Waffenruhe, für die Versorgung von Zivilisten. Das Leben der Kinder sei "in ernster Gefahr".

Angesichts der erbitterten Kämpfe um die nordsyrische Großstadt Aleppo hat die UNO erneut eine "humanitäre Pause" gefordert. Die UNO verlange "wöchentliche 48-stündige humanitäre Pausen", um die Millionen von hilfsbedürftigen Menschen in Aleppo mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen, erklärte die UNO am Dienstag. In der Stadt gebe es seit vier Tagen kein Wasser, die Lage sei "katastrophal".

Die UNO stehe bereit, um die Bevölkerung von Aleppo zu unterstützen, erklärten der UN-Hilfskoordinator in Syrien, Yacoub El Hillo, und der Regionalkoordinator Kevin Kennedy. Zwei Millionen Menschen drohe eine Belagerung. Darunter sind die 275.000 Menschen, die in den von den Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten Aleppos eingeschlossen sind. Die UNO mahnte, die Belagerung von Zivilisten stelle ein Kriegsverbrechen dar.

Nahrungs- und Medizinvorräte gehen zur Neige

"Die UNO verlangt zumindest eine vollwertige Waffenruhe oder wöchentliche 48-stündige humanitäre Pause, um die Millionen von hilfsbedürftigen Menschen in Aleppo zu erreichen und die Nahrungs- und Medizinvorräte aufzustocken, die gefährlich niedrig sind", erklärten El Hillo und Kennedy mit Blick auf die einstige Wirtschaftsmetropole, die seit dem Sommer 2012 zwischen Rebellen und Regierung geteilt ist.

Die Regierungstruppen hatten Mitte Juli die Rebellenviertel komplett eingeschlossen, doch gelang es islamistischen Aufständischen kürzlich, den Belagerungsring wieder zu durchbrechen. Nun drohen die von der Regierung gehaltenen Bezirke im Westen von der Außenwelt abgeschnitten zu werden. Zumindest gelang es der Regierung jüngst, über eine Straße im Norden einen Konvoi mit Hilfsgütern in die Stadt zu bringen.

Syrische und russische Kampfflugzeuge verstärkten in den vergangenen Tagen ihre Angriffe auf die Aufständischen, darunter die islamistische Fateh-al-Scham-Front, die frühere Al-Nusra-Front. Berichten zufolge wurden bei den Kämpfen seit Ende Juli mindestens 130 Zivilisten getötet, Krankenhäuser bombardiert und das Wasser- und Elektrizitätsnetzwerk beschädigt.

Familien in katastrophaler Situation

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte am Dienstag, durch die Unterbrechung der Wasserversorgung infolge der Kappung der Stromversorgung für eine Pumpstation drohe in Aleppo eine Ausbreitung von Krankheiten. Bei Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius sei die Stadt seit vier Tagen ohne Wasser. "Kinder und Familien in Aleppo sind in einer katastrophalen Situation", warnte Unicef. Zwei Millionen Menschen seien betroffen.

Die Wiederherstellung der Wasserversorgung könne "nicht warten, bis die Kämpfe aufhören. Das Leben der Kinder ist in ernster Gefahr", erklärte die UN-Organisation. Sie rief die Konfliktparteien auf, Experten umgehend zu erlauben, die Wasser- und Stromleitungen zu reparieren.

Steinmeier: "Brutales Spiel der Macht"

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich entsetzt über die Lage in Aleppo. "Die Bilder aus Aleppo sind an Grausamkeit kaum zu überbieten", sagte Steinmeier der "Bild"-Zeitung. "Seit nunmehr fünf Jahren wird auf dem Rücken der Menschen ein brutales Spiel um Macht in der Region gespielt. Und einige der Akteure haben derzeit keinerlei Interesse, den Konflikt zu beenden."

Zugleich versicherte der Minister, er suche mit seinen Kollegen weiterhin "ununterbrochen nach Wegen, die Kriegsparteien zu Verhandlungen zu bewegen".

(APA/AFP)

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