Voest überrascht mit Gewinneinbruch

Für die Stahlbranche sieht Voestalpine-Chef Wolfgang Eder kaum negative Effekte aufgrund des Brexit.
Für die Stahlbranche sieht Voestalpine-Chef Wolfgang Eder kaum negative Effekte aufgrund des Brexit.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Der Brexit werde sich nicht negativ auf das Geschäft auswirken, ist Konzernchef Eder überzeugt. Mehr macht ihm die mangelnde Nachfrage im Öl- und Gasbereich zu schaffen.

Wien. Das Positive zuerst: Voestalpine-Chef Wolfgang Eder erwartet vom Austritt der Briten aus der EU keine Belastungen für sein Geschäft: „Wir sehen langfristig keine negativen Effekte durch den Brexit, weil wir in der Lage sein sollten, das UK–Geschäft in andere europäische Märkte zu verlagern“, sagte er in einer Telefonkonferenz zur Nachrichtenagentur Reuters. Auch für die europäische Stahlbranche insgesamt sieht der Vorstandsvorsitzende kaum Auswirkungen: „Natürlich, wenn wir eine massive Abwertung der britischen Währung sehen sollten, könnte das zu einem aggressiven Verhalten der britischen Stahlproduzenten führen, da sich durch die Abwertung Vorteile ergeben könnten. Aber ich erwarte keine signifikanten Auswirkungen dadurch.“

Bei den Stahlpreisen erwartet Eder bis zum Jahresende eine flache Entwicklung, fürchtet aber keinen Einbruch der Preise. Auch hegt er keine Befürchtungen, dass die Voestalpine von den geplanten Zusammenschlüssen in der europäischen Stahlbranche irgendwie tangiert sein könnte.

„Wir sind sicher nicht Teil der Konsolidierungsschritte in Europa, weil wir damit den Unternehmenswert infrage stellen würden.“ Zudem sei die Voestalpine längst kein klassisches Stahlunternehmen mehr. Der Linzer Konzern macht zwei Drittel seines Geschäftes mit der Weiterverarbeitung von Stahl zu hochwertigen Stahlprodukten.

Deutlich weniger Gewinn

Die Geschäfte liefen allerdings nicht so gut wie in der Vorjahresperiode, um zum unerfreulicheren Teil zu kommen. Der Stahlkonzern machte in seinem ersten Geschäftsquartal 2016/17 deutlich weniger Gewinn. Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn brach von April bis Juni 2016 von 151,7 um 28 Prozent auf 108,7 Euro ein. Der Gewinn je Aktie verringerte sich von 77 auf 59 Cent. Gestern sank sie um zwei Prozent. Vor Zinsen und Steuern sank das bereinigte Ergebnis (Ebit) ebenfalls um 28 Prozent auf 171,5 Mio. Euro, die Marge verschlechterte sich von 7,9 auf 6,2 Prozent. Der Umsatz ging von drei auf 2,77 Mrd. Euro zurück, was einem Minus von 7,6 Prozent entspricht.

Negativ ausgewirkt auf das Ergebnis des börsenotierten Unternehmens hätte sich in den vergangenen zwölf Monaten vor allem das deutlich schwieriger gewordene Umfeld. Überwiegend sei der Umsatzrückgang auf den im Jahresverlauf immer stärker werdenden Einbruch der Nachfrage im Öl- und Gasbereich zurückzuführen. Er hat nahezu alle Divisionen des Konzerns betroffen. Aber auch die Belastungen durch die Nachjustierungen beim Hochofen in Linz und der Hochlauf der neuen Direktreduktionsanlage in Texas schlugen sich nachteilig zu Buche. Bei der neuen Direktreduktionsanlage der Steel Division in Texas, USA, handelt es sich übrigens um das größte Investitionsvorhaben des Konzerns. Seit Mitte des ersten Geschäftsquartals 2016/17 befindet sie sich in der ersten Phase der Inbetriebnahme. Konzernweit sind die Investitionen im ersten Quartal des Geschäftsjahres jedoch um 30,1 Prozent zurückgegangen. Betrugen sie in der Vorjahresperiode noch 333,1 Mio Euro, belaufen sie sich aktuell auf 232,9 Mio Euro.

Zweites Halbjahr wird besser

Und was ist vom nächsten Halbjahr zu erwarten? Während in den vergangenen Jahren ein starkes erstes Halbjahr einer deutlich schwächeren zweiten Geschäftsjahreshälfte gegenüberstand, werde es dieses Jahr umgekehrt sein, heißt es im Aktionärsbrief der Voest. Heuer werde das zweite Halbjahr in Bezug auf Ebit und Ebitda deutlich über den ersten sechs Monaten liegen. Und nach wie vor strebt der Konzern ein Betriebsergebnis annähernd auf der Höhe des vergangenen Jahres an. (hec)

Auf einen Blick

Voestalpine. Das erste Geschäftsquartal des börsenotierten Unternehmens verlief deutlich schlechter als das in der Vorjahresperiode. Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn brach von April bis Juni um 28 Prozent auf 108,7 Mio. Euro ein. Der Gewinn verringerte sich von 77 Cent je Aktie auf 59 Cent. Der Umsatz ging von drei auf 2,77 Mrd. zurück. Ursächlich für den Rückgang des Geschäfts soll – so der Konzern – das schwieriger gewordene wirtschaftliche Umfeld sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2016)

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