Bürokratie, Vielarbeit: Spitalsärzte warnen

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Patientenversorgung ist gefährdet. Man lebe noch immer im Gedankenbild der Ärzteschwemme.

Wien. Spitalsärzteobmann Harald Mayer hat sich am Mittwoch in Wien vehement für einen Paradigmenwechsel in seinem Berufsbild ausgesprochen. In Summe müssten der Arztberuf attraktiver und die Patientenversorgung verbessert werden. „Ich erwarte von der Politik zumindest Signale, sich damit auseinanderzusetzen, wie das System in Zukunft funktionieren kann. So laufen wir gegen die Wand“, warnte Mayer.

Man lebe noch immer im Gedankenbild der Ärzteschwemme. Tatsächlich kämpfe man mit zu viel Administration, Arbeitszeitverdichtung und Abwanderung von Jungärzten ins Ausland, so der Ärztekammer-Vizepräsident Mayer weiter. Vor einem Monat startete die Ärztekammer eine Kampagne zur Entbürokratisierung der Spitäler.

„Wir wenden im Schnitt 40 Prozent unserer Arbeitszeit für Dokumentation auf“, unterstrich Mayer noch einmal die Notwendigkeit, denn bei 60 Stunden Arbeitszeit blieben so nur 36 Stunden Zeit für die Patienten. Zudem gelte seit Jänner 2015 auch die Umsetzung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes, wodurch Spitalsärzte seither nur noch 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen, wenn sie sich nicht freiwillig zu mehr Stunden verpflichten.

Es sei daher zumindest notwendig, die Dokumentationsaufgaben zu halbieren. Die Möglichkeiten seien da, man brauche aber Willen und Geld. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Wien

Wiener Ärzte: Kein Geld für Überstunden

Wiener Spitalsärzte werden aus Kostengründen angewiesen, nur noch 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Anfallende Überstunden sollen zudem nicht mehr ausgezahlt, sondern mit Zeitausgleich abgegolten werden.
Leitartikel

Die Politik des „Irgendwie“ – und ihre Nebenwirkungen

Die Umstellung der Ärztearbeitszeit wird in Wien mit der Härte der Eiligen vollzogen. Das ist weder aus Patienten- noch aus Steuerzahlersicht lustig.
Archivbild: Gernot Rainer
Wien

Job-Aus für Arzt: ÖVP und Neos orten Schuldeingeständnis

Die Beurteilung des entlassenen Arztes Gernot Rainer sei „politisch motiviert“ gewesen.
Archivbild: Gernot Rainer vor Gericht
Wien

Job-Aus für kritischen Arzt: Stadt streicht umstrittenen Passus

Wegen seiner „mangelnden Identifikation mit den Gesamtinteressen der Stadt“ wurde der Vertrag des Arztes Gernot Rainer nicht verlängert. Dieser Punkt soll nun „überarbeitet“ werden.
Der Wiener Ärztekammer-Präsident, Thomas Szekeres, wirft dem Krankenanstaltenverbund „Vertragsbruch“ vor.
Wien

Ärzte drohen nach Kürzungen mit Streik

In den Wiener Gemeindespitälern sollen 40 Nachtdiensträder gestrichen und großflächig Schichtdienste eingeführt werden. Die Ärztekammer schäumt und ortet einen „Vertragsbruch“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.