Böse Briefe vom Bosporus vergiften das Klima

Post-Konzernchef Georg Pölzl.
Post-Konzernchef Georg Pölzl.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der Streit zwischen der Post und dem türkischen Partner Aras Kargo eskaliert. Dennoch hält Konzernchef Georg Pölzl am Engagement fest. Das Schiedsgericht wird entscheiden.

Wien/Istanbul. Briefe lösen bei Georg Pölzl Freude aus – kein Wunder, ist er doch Chef der Österreichischen Post. Die Schreiben, die Pölzl seit einiger Zeit aus der Türkei auf den Tisch flattern, sind freilich alles andere als erfreulich und verärgern den Manager sichtbar – auch wenn Pölzl versucht, im Konflikt um den Zukauf von weiteren 50 Prozent am türkischen Logistiker Aras Kargo auf einer sachlichen Ebene zu bleiben.

Seit Dienstag hat die seit Wochen schwelende Auseinandersetzung um die Aufstockung des Anteils von 25 auf 75 Prozent an Aras eine neue Dimension erreicht. „Für die österreichische Post sind in der Türkei alle Türen verschlossen“, schrieb Firmenchefin Evrim Aras. Und: „Wir werden um jeden Preis verhindern, dass die Österreichische Post diese Marke in der Türkei zerstört.“ Zumal die aktuelle politische Situation „ganz allgemein starke antiösterreichische Reaktionen in der Türkei ausgelöst hat“.

Das ist auch für den durch die knallharte Schule vom McKinsey gegangenen Pölzl starker Tobak. Und so nützte er die Präsentation des sehr guten Halbjahresergebnisses – das angesichts des Wirbels ebenso unbeachtet blieb wie die neuen Tarife ab 2017 – für eine harsche Replik. „Da greift ein wortbrüchiger Partner zu seltsamen Mitteln“, konterte Pölzl. „Wir halten uns an Verträge, was man nicht von allen Partnern sagen kann.“

Rechtsstreit so gut wie sicher

So weit so schlecht. Denn Pölzl, der einmal mehr betonte, dass die Post am Zukauf festhalte, musste einräumen, dass es ohne Rechtsstreit nicht gehen werde. Ein Schiedsgerichtsverfahren sei noch nicht eingeleitet worden, man habe aber bereits bei einer rechtlichen Auseinandersetzung einen Erfolg erzielen können. Der Gang vor das internationale Schiedsgericht in Genf wurde vertraglich festgehalten.

Vor drei Jahren beim Einstieg war die Eigentümerfamilie Aras voll des Lobes für den österreichischen Partner. Vertraglich wurde vereinbart, dass die Post 2016 50 Prozent zukauft – zu einem Preis, der sich am Betriebsergebnis 2015 orientiert. Die entsprechende Option hat die Post im Juni gezogen. Allerdings spießt sich die Sache am Preis: Aras, genauer gesagt Evrim Aras, wirft der Post vor, Investitionen gebremst zu haben, womit das Betriebsergebnis unter Plan liege. Was Pölzl mit dem Hinweis auf das neue Verteilzentrum in Ikitelli zurückweist. Außerdem wirft Evrim Finanzvorstand Dervis Kahraman, der als Mann der Post gilt, vor, Finanzzahlen manipuliert zu haben. Sie will ihn ablösen.

Was den Konflikt besonders pikant, aber auch eine Lösung schwierig macht: Innerhalb der Eigentümerfamilie herrscht auch nicht eitel Sonnenschein: Während vor allem Evrim Aras gegen die Österreicher agitiert, hält sich ihr Bruder Baran aus dem Konflikt heraus. Die Mutter, der ebenfalls Anteile gehören, unterstützt Evrim. Letztere hat schon ausrichten lassen, sie wolle das Post-Viertel zurück. „Sie hat mir bis jetzt kein Angebot gemacht“, sagt Pölzl dazu.

Der Post-General, der alle paar Tage nach Istanbul fliegt, sieht sich in seinem Wunsch nach einer tragbaren Lösung von offiziellen Stellen in der Türkei bestärkt. „Man versicherte mir, dass das mit der antiösterreichischen Stimmung nicht stimmt, es wäre fatal, wenn die Türkei jetzt Investoren verunsichert.“ Außerdem setzt Pölzl darauf, dass die türkische Wirtschaft robust bleibt. Die nächste Gelegenheit für eine Annäherung bietet die Generalversammlung am 18. August. Dann müsste auch das Aras-Budget für 2016 beschlossen werden.

Auch hierzulande hat Pölzl genug zu tun: Das um 2,2 Prozent auf 98,6 Mio. Euro gestiegene Betriebsergebnis ist Rekord. Es täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die online-bedingte Erosion des Briefvolumens vom florierenden Paketgeschäft nicht wettgemacht wird, zumal die Konkurrenz wächst.

Päckchen als „Schnäppchen“

Abgesehen von Effizienzsteigerung setzt Pölzl auf den Ausbau der Produktpalette. Das Novum: Mit Jahresbeginn 2017 gibt es das Päckchen für maximal zwei Kilogramm um 2,50 € – mit integrierter elektronischer Sendungsverfolgung. Zudem sinkt das Porto für Briefe bis 70 Gramm von 1,60 auf 1,25 € und für Auslandspakete bis zwei Kilogramm von 14,25 auf 8,90 €. Der Standardbrief (bis 20 Gramm) kostet weiterhin 68 Cent. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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