Afghanistan-Wahl: Karzai hat erstmals absolute Mehrheit

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Nach Auszählung von 92 Prozent der Wahllokale führt Amtsinhaber Hamid Karzai mit 54,1 Prozent der Stimmen. Damit wäre keine Stichwahl notwendig. Doch das Ergebnis wird von massiven Betrugsvorwürfen überschattet.

Drei Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Afghanistan steuert Amtsinhaber Hamid Karzai auf einen klaren Sieg zu. Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) teilte am Dienstagabend mit, Karzai habe nach derzeitigem Stand 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen.

Sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah folge mit 28,3 Prozent. Auf den dritten Platz kam nach Angaben der Wahlkommission der unabhängige Kandidat Ramasan Bashardost mit rund 9,2 Prozent der Stimmen, gefolgt von dem ehemaligen Finanzminister Aschraf Ghani, der 2,7 Prozent der Stimmen erhielt. Die Stimmen aus 91,6 Prozent der Wahllokale sind inzwischen ausgezählt.

Kein Endergebnis vor Klärung der Vorwürfe

Das Ergebnis wird von massiven Betrugsvorwürfen überschattet. Bevor die Vorwürfe nicht geklärt sind, darf kein amtliches Endergebnis verkündet werden. Damit steht bis dahin auch kein Gewinner fest.

Nach Angaben der von der Uno unterstützten Beschwerdekommission gibt es in mehreren Provinzen "klare und überzeugende Beweise" für Wahlbetrug. Die Beschwerdekommission wies die afghanische Wahlkommission am Montag an, die betroffenen Wahllokalen zu überprüfen und teilweise neu auszuzählen. Angesichts der massiven Fälschungsvorwürfe drängen die USA und die Vereinten Nationen Karzai nach Medienberichten zu einer gründlichen Überprüfung der Wahl.

Die afghanische Wahlkommission räumte indessen Unregelmäßigkeiten ein: 200.000 Stimmen sind bereits für ungültig erklärt worden. Eine zweifache Prüfung habe ergeben, dass diese Stimmen nicht gewertet werden könnten, sagte der Leiter der Wahlkommission, Daud Ali Najafi.

Betrugsvorwürfe in erster Linie gegen Karzai

Die Betrugsvorwürfe in Afghanistan richten sich in erster Linie gegen das Lager von Präsident Karzai. Erste Ergebnisse nach der Wahl vom 20. August hatten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hingedeutet. Sollte Karzai die absolute Mehrheit bei der Auszählung auch nach Klärung der Betrugsvorwürfe halten, wäre kein zweiter Wahlgang im Oktober notwendig.

(APA)

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