Abtreibung: Mehrheit gegen Kirchen-Einmischung

Abtreibungsgegner am Fleischmarkt
Abtreibungsgegner am Fleischmarkt (c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Zwei Drittel der Wienerinnen halten kirchliche Aussagen zur Abtreibung für irrelevant, sagt eine Umfrage im Auftrag der Abtreibungsklinik gynmed. Jede sechste Befragte will daher Schutzzonen vor den Ambulatorien.

Eine Umfrage im Auftrag der Abtreibungsklinik gynmed zeichnet ein deutliches Meinungsbild der Wienerinnen zur aktuellen Abtreibungsdebatte. Der Studie des Integral-Instituts zufolge halten 67 Prozent der befragten Frauen diesbezügliche Stellungnahmen der römisch-katholischen Kirche für überhaupt nicht wichtig oder eher unwichtig. Die aktuelle Abtreibungsdebatte hatte sich im Vorfeld einer Jubiläumsveranstaltung für das Wiener Ambulatorium "pro:woman" im Rathauskeller entzündet und in Demos von Befürwortern und Gegner am vergangenen Donnerstag gegipfelt.

84 Prozent der Befragten würden es als Belästigung empfinden, dass religiöse Aktivisten Frauen beim Betreten derartiger Kliniken behindern wollten. Jede sechste Wienerin fordert daher die Errichtung von Schutzzonen vor Ambulatorien sowie ein "Verbot dieses religiösen Aktionismus", so die Aussendung. Bei Frauen mit Kindern liege dieser Anteil sogar bei 72 Prozent. "Die Umfrage zeigt, dass Frauen eine religiöse Einmischung und Übergriffe von religiösen Aktivisten eindeutig ablehnen", interpretierte gynmed-Leiter Christian Fiala die Umfrageergebnisse. Ebenso eindeutig sei die Forderung an den Gesetzgeber, Frauen einen ungehinderten Zugang zu entsprechenden medizinischen Einrichtungen zu ermöglichen.

SPÖ und Grüne gegen Abtreibungsgegner

Die Wiener SP-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger sah in der Studie eine Bestätigung des Kurses ihrer Partei. Frauen wollten und könnten selbst über ihren Körper entscheiden. Psychische und physische Barrieren "militanter" Abtreibungsgegner vor Kliniken für ratsuchende Frauen würden eine unzumutbare Belastung darstellen, betonte sie in einer Aussendung.

Die grüne Frauensprecherin Monika Vana sah hingegen eindeutigen Handlungsbedarf für die Politik, die bisher "wirksamen Schutz vor Psychoterror vor Abtreibungskliniken" verhindert habe: "Seit 10 Jahren schaut die Wiener SPÖ dem Treiben radikaler AbtreibungsgegnerInnen mehr oder weniger tatenlos zu." Das Wegweiserecht greife nicht, ein klares Vorgehen der Polizei gegen die Gewalt gegen Frauen sei notwendig. Vana kündigte für den morgigen Mittwoch einen runden Tisch mit Experten und Betroffenen an, "um neue und moderne Begleitmaßnahmen zum Schwangerschaftsabbruch zu erörtern".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ambulatorium am Fleischmarkt
Wien

"Pro:Woman": KZ-Vergleich empört Frauenministerin

Die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Abtreibungsklinik am Fleischmarkt löst eine heftige Debatte aus. Frauenministerin Heinisch-Hosek überlegt rechtliche Schritte, weil Gegner die Klinik mit Konzentrationslagern verglichen haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.