Olympia: Auch ÖSV-Betreuer wurden rehabilitiert

(c) Gepa (Hans Osterauer)
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Wie „Die Presse“ exklusiv ankündigte, werden die Sperren für Vancouver nun offiziell aufgehoben. Rehabilitiert sind auch Biathlon-Chef Gandler, Olympiaarzt Baumgartl und die Trainer Heigl und Urain.

WIEN. Olympia 2006 in Turin ist noch nicht vergessen, im Herbst wartet in Italien schließlich ein brisanter Prozess. Denn Peter Schröcksnadel wird „Begünstigung“ von Doping vorgeworfen. In der Heimat feierte der Präsident des Skiverbandes indes einen weiteren Etappensieg. Das Österreichische Olympische Comité und der ÖSV haben am Dienstag das Kriegsbeil begraben. Eine vom ÖOC-Vorstand gebildete Kommission einigte sich darauf, die restlichen gesperrten Trainer bzw. Athleten rechtlich zu rehabilitieren. „Die Presse“ berichtete exklusiv bereits in ihrer Ausgabe vom 25. Juli. Es handelt sich dabei um Biathlonsportdirektor Markus Gandler, Olympiaarzt Peter Baumgartl, die Langlauftrainer Gerald Heigl und Gerhard Urain, Masseur Andreas Eder, Volker Müller (Physiotherapeut) und Reinhard Neuner (Materialtechniker).

Peter Schröcksnadel hat in den vergangenen Tagen bewusst die Entwicklungen im ÖOC in der Öffentlichkeit nicht kommentiert und damit diplomatisches Geschick bewiesen. Gemeinsam mit dem scheidenden ÖOC-Präsidenten Leo Wallner wurde die Biathlon-Causa nun aus der Welt geschafft. Damit steht einer Entsendung des erfolgreichen Biathlonteams nach Vancouver nichts mehr im Weg. Gandler: „Das macht jetzt vieles leichter und bringt Ruhe ins Team.“

Nach dem Dopingskandal von Turin hatte das ÖOC 13 ÖSV-Mitglieder für „nicht akkreditierungswürdig“ erklärt. Die Sanktionen wurden schließlich schrittweise zurückgenommen. Alfred Eder, Walter Gapp, Walter Hörl, Heinz Mühlbacher und Stefan Rohrmoser wurden bereits Ende Juli freigesprochen. Das ÖOC hat sich zu dieser Entscheidung nach sorgfältiger Prüfung aller Unterlagen (Prüfberichte verschiedener Institutionen, Abschlussbericht Soko Doping) durchgerungen. Die FIS hatte bereits im Februar 2008 gegen Gandler, Andreas Eder und Heigl den Vorwurf von Dopingvergehen fallen gelassen.

Auf Lebzeiten gesperrt wurde Trainer Emil Hoch. Die Athleten Johannes Eder, Martin Tauber und Roland Diethart wurden für zwei, Jürgen Pinter für vier Jahre gesperrt. Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann, auf Lebenszeit von Olympia ausgeschlossen, haben ihre Karrieren beendet.

Olympischer Eisberg

Unterdessen zieht die Affäre um die Olympia-Bewerbung 2014 immer größere Kreise und artet zu einer Schlammschlacht aus. Strategie-Unternehmer Erwin Roth hatte zuletzt vor allem Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SP) schwer attackiert. Er habe den ominösen Olympia-Förderverein nur angeregt, um Kontrollinstanzen umgehen zu können. Schaden geht nun in die Gegenoffensive: „Roth soll endlich Beweise vorlegen.“

Der Salzburger Bürgermeister habe vor einer Woche „Klartext“ gesprochen und die horrenden Honorarnoten der sogenannten Olympia-Berater als „skandalös“ bezeichnet. „Seither greift mich Roth frontal an. Aber ich habe mir keinen Vorwurf zu machen. Schon gar nicht vom Herrn Roth!“ Der Verleger selbst hat alle Dokumente der Bewerbung gesammelt und ist um seinen Ruf besorgt. Schaden („Der Heinz mit den leeren Taschen“) habe ihn als „unfähig“ bezeichnet, „aber alle Beweise liegen bei der Salzburger Staatsanwältin.“

Die Grünen kündigten parlamentarische Anfragen sowie die Prüfung eines möglichen Amtsmissbrauchs des damaligen Sportstaatssekretärs Reinhold Lopatka (VP) an. Zur „Presse“ sagt Lopatka: „Ich bin für die parlamentarische Anfrage sogar dankbar!“ Gegen den „Kurier“ wird er rechtliche Schritte einleiten. Fortsetzungen folgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2009)

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