EU-Wahlbeobachter: "Karzais Wahlsieg unglaubwürdig"

(c) AP (Musadeq Sadeq)
  • Drucken

Bevor nicht alle Beschwerden geprüft sind, solle man sich hüten, Gewinner und Verlierer auszumachen, sagte der Leiter der EU-Beobachtermission in Afghanistan. Amtsinhaber Karzai lobte indessen die Wahlkommission.

Der Leiter der EU-Wahlbeobachtermission in Afghanistan, Philippe Morillon, hat die am Dienstag von der afghanischen Wahlkommission veröffentlichten Teilergebnisse der Präsidentschaftswahl in Zweifel gezogen. "Diese Resultate sind unglaubwürdig", sagte Morillon der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe).

"Es gibt sehr fundierte Hinweise auf eine Vielzahl gefälschter Stimmen. Bevor nicht alle Anzeigen bei der Beschwerdekommission geprüft sind, sollte man sich davor hüten, Gewinner und Verlierer der Wahl ausmachen zu wollen." Es sei fraglich, ob Karzai wirklich die absolute Mehrheit erreicht habe oder ob er mit weniger als 50 Prozent vorn liege, sagte Morillon.

Endergebnis erst nach teilweiser Neuauszählung

Nach vorläufigen Ergebnissen hat Amtsinhaber Hamid Karzai schon im ersten Durchgang mit einer absoluten Mehrheit gewonnen und muss nicht in eine Stichwahl. Doch Betrugsvorwürfe überschatten die Wahl. Erst nach Neuauszählung der Stimmen in den hunderten Wahllokalen darf ein Endergebnis verkündet werden.

Die von den Vereinten Nationen unterstützte Wahlbeschwerdekommission (ECC), stellte fest, es gebe "klare und überzeugende Beweise" für Wahlbetrug. Betrugsvorwürfe richten sich vor allem gegen das Karzai-Lager. Die afghanische Wahlkommission hatte zuvor selbst Unregelmäßigkeiten eingeräumt und 200.000 Stimmen für ungültig erklärt.

Karzai lobt die Wahkommission

Präsident Hamid Karzai hat die Wahlkommission ausdrücklich in Schutz genommen. Er zolle der Kommission für ihre Bemühungen um einen "unabhängigen und vertrauensvollen" Prozess Beifall, teilte der Präsidentenpalast am Mittwoch mit.

Oppositionskandidat Abdullah Abdullah sagte, die von der Wahlergebnis bekanntgegebenen Ergebnisse seien ein "tragischer Witz". Angesichts massiver Unregelmäßigkeiten könnten die Wahlergebnisse nicht richtig sein. Er warnte, dass die zahlreichen Hinweise auf Wahlbetrug die dringend notwendige Hilfe aus dem Ausland und damit die Stabilisierung des Landes gefährden.

(APA, Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.