UNO räumt erstmals Rolle bei Cholera-Ausbruch in Haiti ein

Cholerapatienten in Port-au-Prince, Haiti.
Cholerapatienten in Port-au-Prince, Haiti.
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Bisher hatte die Weltorganisation stets geleugnet, dass die Epidemie mit 10.000 Toten und hunderttausenden Infizierten durch Blauhelmsoldaten aus Nepal verursacht wurde. Ein Sonderberichterstatter übt scharfe Kritik.

Die Vereinten Nationen haben erstmals eine Mitverantwortung für die Cholera-Epidemie in Haiti mit tausenden Toten eingeräumt – eine Kehrtwende der Weltorganisation, nachdem sie mehr als fünf Jahre lang geleugnet hatte, mit dem Ausbruch der Krankheit etwas zu tun zu haben. Es wird angenommen, dass die Cholera vor fast sechs Jahren von UN-Friedenstruppen eingeschleppt wurde.

Das Büro von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärte laut der „New York Times“ in einer umständlich formulierten Email, dass die UNO „viel mehr tun muss in Bezug auf die eigene Beteiligung am anfänglichen Ausbruch und das Leiden der Betroffenen“. Innerhalb von zwei Monaten werde ein neuer Maßnahmenkatalog präsentiert, um auf die Krise besser zu reagieren.

Die Erklärung geht allerdings nicht so weit, dass sie den Vereinten Nationen die alleinige Verantwortung für den Ausbruch der Epidemie mit mindestens 10.000 Toten und 800.000 Infizierten einräumt. Ein vertraulicher Bericht von Anfang August, verfasst vom Sonderberichterstatter für Extreme Armut und Menschenrechte, Philip Alston, hatte dagegen unmissverständlich festgestellt, dass die Epidemie ohne die Vereinten Nationen nicht ausgebrochen wäre.

Bakterien gelangen in den Fluss

Die ersten Opfer lebten nahe einer UN-Basis, wo frisch aus Nepal eingetroffene Blauhelmsoldaten stationiert waren. Durch mangelhafte sanitäre Bedingungen auf dem Stützpunkt sollen Cholerabakterien in einen nahen Fluss gelangt sein, aus dem die lokale Bevölkerung Trinkwasser und Wasser zum Waschen bezog. Bisher haben es die Vereinten Nationen stets abgelehnt, den Opfern eine Entschädigung zu bezahlen.

Vor dem Beginn der Epidemie im Oktober 2010 hatte es auf Haiti mindestens 150 Jahre lang keine Cholera mehr gegeben. Es war der schlimmste Ausbruch der Krankheit in der jüngeren Geschichte. Alston schreibt in seinem Bericht, der Umgang der UNO mit dem Fall sei „aus moralischer Sicht gewissenlos, rechtlich nicht zu verteidigen und politisch kontraproduktiv“. Er unterminiere die Glaubwürdigkeit der UN und die Integrität des Amtes des Generalsekretärs.

(red.)

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