Bank Austria: Verhandlungen über weitere Kapitalspritze

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Bank Austria(c) Birgit Eyrich
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Eine Milliarde Euro hat die Mutter UniCredit bereits an die Bank Austria überwiesen. Die Bankenaufsicht fordert aber weiteres Geld.

Wien. Vor genau zwei Wochen beschloss die Hauptversammlung der Bank Austria (Vertreter der italienischen Mutter UniCredit sowie des Betriebsratsfonds und der Wien-nahen AVZ-Stiftung) die Abspaltung des Osteuropa-Geschäfts. Dieses soll ja künftig direkt an die Mutter in Mailand angehängt werden. Da durch diese Maßnahme die Kapitalquote von über 16 auf rund elf Prozent fällt, haben Betriebsrat und Bankenaufsicht bereits im Vorfeld einen Kapitalzuschuss durch UniCredit gefordert.

Wie berichtet sind die Italiener dieser Forderung zumindest teilweise nachgekommen. Eine Milliarde Euro wurde bereits Anfang August überwiesen. Die Kernkapitalquote soll dadurch auch nach der Abspaltung des Osteuropa-Geschäfts über 14 Prozent betragen. Beim Betriebsrat war man daraufhin zufrieden und gab die Zustimmung zur Abspaltung.

16,6 Prozent Kapitalquote?

Anders die Situation bei der Bankenaufsicht. Hier gibt es nach wie vor Stimmen, die eine erneute Kapitalspritze von der Mailänder UniCredit fordern. Konkreter Ansatzpunkt ist laut „Presse“-Informationen dabei eine interne Kapitalplanung der Bank Austria mit dem Zielwert von 16,6 Prozent. Wenn die Bank diesen Wert selbst als Ziel definiert hat, müsse alles darangesetzt werden, dass er auch bald erreicht werde, so die Sichtweise der Aufseher. Dazu gehöre auch frisches Geld von der Mutter. Dieses soll in zwei zeitnahen Tranchen (Ende dieses Jahres und Ende 2017) fließen.

Dem Vernehmen nach soll es diese Woche dazu intensive Verhandlungen zwischen UniCredit, Bankenaufsicht und auch Bank Austria gegeben haben. Allerdings ist der Standpunkt der Aufsichtsbehörden hierbei nicht einheitlich. Letzverantwortliche Behörde für UniCredit und Bank Austria ist nämlich die EZB in Frankfurt. Sowohl die heimische als auch die italienische Bankenaufsicht sind dabei jedoch eingebunden. Und während man in Wien eine zusätzliche Geldspritze befürwortet, sehen die Aufseher in Rom das Ganze eher skeptisch. Grund dafür ist, dass auch bei UniCredit eine angespannte Kapitalsituation herrscht.

Bei den Aufsichtsbehörden in Frankfurt und Wien wollte man am Donnerstag zu dem Thema nicht Stellung nehmen. Und auch bei der Bank Austria hieß es nur knapp: „Kein Kommentar zu Gerüchten und Spekulationen.“

Niedrige Zinsen als Problem

Hintergrund des Tauziehens um die Kapitalausstattung der verkleinerten Bank Austria ist die Sorge über das Geschäftsmodell der Bank. Denn wie die anderen heimischen Institute leidet die UniCredit-Tochter unter dem Niedrigzinsumfeld. Hinzu kommt eine im Branchenvergleich noch relativ hohe Kostenstruktur (Cost-Income-Ratio). Im Dezember 2015 wurde daher von Ex-Bankchef Willibald Cernko ein rigoroses Sanierungsprogramm angekündigt, bei dem auch die Zahl der Filialen deutlich reduziert werden soll. Damit einhergehen wird auch ein spürbarer Abbau von Mitarbeitern, denen derzeit individuelle Abschlagszahlungen angeboten werden. Wie viele die Bank verlassen werden, soll im September feststehen.

Die Sanierungskosten führten wie berichtet jedoch dazu, dass die Bank Austria im Inlandsgeschäft im ersten Halbjahr einen Verlust von 81 Mio. Euro hinnehmen musste. Relevant ist die Bank Austria auch für die Stadt Wien. Diese haftet nämlich immer noch direkt für Verbindlichkeiten der Bank im Ausmaß von 5,2 Mrd. Euro. Die einst von der Stadt gegründete AVZ-Stiftung haftet sogar nach wie vor unbeschränkt für Verbindlichkeiten der Bank Austria. Inwiefern dies indirekte Haftungen für Wien bedeutet, wird vom Stadtrechnungshof zurzeit gerade geprüft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2016)

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