Fast sieben Wochen nach dem folgenschweren Überfall auf eine Billa-Filiale in Wien-Penzing ist der angebliche Komplize frei. Er hatte den Täter zum Tatort gefahren.
Der angebliche Komplize jenes Räubers, der Anfang Juli bei einem Überfall auf einen Supermarkt in Wien-Penzing einen Polizisten tödlich verletzt und einen zweiten Beamten schwer verletzt hat, ist am Freitag enthaftet worden. Das gab die Sprecherin des Straflandesgerichts, Christina Salzborn, nach dem Haftprüfungstermin im Grauen Haus bekannt.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat dagegen vorerst kein Rechtsmittel eingelegt. Sie hat für eine Entscheidung darüber "drei Tage Bedenkzeit", sagte Behördensprecherin Nina Bussek. "Nach Ansicht des Haftrichters war nicht mehr von dringendem Tatverdacht auszugehen", hatte Salzborn zuvor erläutert. Da damit kein Haftgrund gegeben war, fehle die Basis für die Fortsetzung der U-Haft.
"Hinsichtlich des Tatverdachts der Beteiligung am schweren Raub mit Todesfolge rechne ich mit einer Einstellung des Verfahrens", meinte der Rechtsanwalt des 63-Jährigen, Wolf-Georg Schärf. Der primäre Tatverdacht gegen den 63-Jährigen lautet jedoch weiterhin auf "Beitrag zum schweren Raub mit Todesfolge", betonte Bussek. Zudem werde gegen den Mann nach dem Waffen- und Sprengmittelgesetz ermittelt.
Chauffeur für Täter
Im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen den angeblichen Komplizen des Billa-Räubers hat sich bisher nicht beweisen lassen, dass dieser in die verbrecherischen Pläne seines Mitbewohners eingeweiht war, als er diesen zum Tatort brachte. Zeugenaussagen stützten die Angaben des Verdächtigen, der stets versichert hatte, er habe nichts von dem Überfall gewusst.
Wie sich zeigte, dürfte der 63-Jährige in der Vergangenheit tatsächlich mehrfach für den 49 Jahre alten Bosnier, der bei einem Feuergefecht mit der Polizei erschossen wurde, als Chauffeur fungiert haben, wenn dieser Aufträge zur Erledigung handwerklicher Arbeiten erhielt. Wiederholt soll er den Mann, den er in seiner Wohnung in der Innenstadt aufgenommen hatte, zu den entsprechenden Arbeitsplätzen gebracht und dort zugewartet haben, bis der 49-Jährige diese Tätigkeiten beendet hatte. Der angebliche Komplize behauptet, genau davon sei er auch ausgegangen, als er seinen Mitbewohner am 2. Juli in die Hütteldorfer Straße fuhr.
Während der Täter drei Angestellte einer Billa-Filiale auf der Hütteldorfer Straße fesselte und auf Polizisten schoss, die nach Eingehen eines Alarms auf den Plan traten, wartete der 63-Jährige in einem nahe gelegenen Kaffeehaus auf den Mann. Ein 23 Jahre alter Polizist wurde bei dem Schusswechsel am Kopf getroffen, ehe die Wega (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) den Räuber erschoss, der sich auf einem Dach verschanzt und mit seiner Pistole auf die Sondereinheit gefeuert hatte.
Bei Festnahme schwer bewaffnet
Bei seiner Festnahme am Tag nach dem Überfall war der 63-Jährige bis auf die Zähne bewaffnet. Als Beamte des Einsatzkommandos Cobra seine Wohnung stürmten, lag er mit einer Pistole in der Hand im Bett und zielte auf die Polizisten. "Er war betrunken", konstatierte sein Rechtsvertreter Schärf. Die Waffe habe sein Mandant legal besessen. Hinsichtlich der ihm vorgeworfenen Verstöße gegen das Waffen- sowie das Sprengmittelgesetz sei der 63-Jährige auch geständig, erläuterte Schärf.
(APA)