Segler steuern ungewisser Zukunft entgegen

Lara Vadlau/Jolanta Ogar
Lara Vadlau/Jolanta OgarAPA/EXPA/JOHANN GRODER
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Die hohen Erwartungen konnte das Team mit einmal Bronze nicht ganz erfüllen. Auch der Verband muss sein Konzept überdenken.

Eine Medaille durch das Nacra-17-Duo Thomas Zajac/Tanja Frank ist es geworden, sie glänzt in Bronze. Freilich war die Erwartungshaltung von Österreichs Seglern bei den Sommerspielen in Rio höher, hatte man mit den 470er-Damen und den 49er-Herren doch zwei absolute Weltklasseboote an den Start gebracht. Auch jahrelange Vorbereitung im Olympiarevier war nicht der Schlüssel zum ganz großen Erfolg.

Wind aus Richtungen, aus denen er zuvor noch bei keinem Trainingscamp geweht hatte, meterhohe Wellen und an einem Regattatag wegen einer Sturmfront lebensgefährliche Bedingungen sorgten für schwierige Verhältnisse in dem ohnehin als sehr komplex geltenden Revier.

Während überraschend der Nacra 17 das ersehnte Edelmetall einfuhr und die 470er Lara Vadlau/Jolanta Ogar (9.) und Matthias Schmid/Florian Reichstädter (8.) trotz Ausrutschern zumindest ins Medal Race Race kamen, segelten die Vizeweltmeister Nico Delle Karth/Niko Resch ausgerechnet bei Olympia die schlechteste Regatte seit Jahren (12.)

"Besseres war drinnen"

Verbandspräsident Herbert Houf sprach in seiner Bilanz von "keinem Ausreißer nach oben und keinem nach unten". Das sehen die Betroffenen freilich anders. Die Olympiadebütanten Zajac/Frank waren als Außenseiter in die Regatta gegangen, Vadlau/Ogar und Delle Karth/Resch indes zeigten sich bitter enttäuscht über ihre Performance, sie sind jeweils hoch dekoriert und wollten auf den großen Coup losgehen.

"Eine Medaille war das Ziel, mit dieser bin ich sehr zufrieden. Wir wollten noch zwei Plätze in den Top-Acht, also ist es okay", sagte Österreichs Verbandssportdirektor Georg Fundak. "Natürlich war Besseres drinnen, die Chance war da", wusste aber auch der Ungar. Man habe das Konzept, man habe das Wissen, es müsse jetzt noch einen Schritt weiter gehen.

Bei Delle Karth/Resch und Vadlau/Ogar sei es im Vorfeld immer nur um die Medaille gegangen. "Dann passiert das, was bei Olympia passieren kann. Man steht nach dem zweiten Tag nicht so, wo man stehen will, nimmt Risiko oder segelt anders, weil man das unbedingt will." Zu Vadlau sagte er: "Sie ist 22 Jahre. Sie hat einen irrsinnig starken Charakter und auch eine Meinung, aber sie muss auch lernen."

Förderungen und Bootsklassen entscheiden

Alle acht österreichische Olympiasegler haben nicht zuletzt auch wegen künftiger Förderung offen gelassen, ob und wie es mit ihren Karrieren weitergehen wird. "Jeder, der weitermacht, will das Beste herausholen. Tanja Frank will steuern, das ist eine absolute gesunde normale Idee. Thomas Zajac auch, dann werden wir vielleicht zwei, drei starke Nacra-Teams haben. Für mich ist das positiv", sagte Fundak. Denn der Plan ist, möglichst breit aufgestellt die nächste Olympiakampagne in Angriff zu nehmen, in fünf oder sechs Klassen auf die nächsten Sommerspiele hin.

Es könnte in Hinblick auf Tokio 2020 auch noch Bootsklassenwechsel geben, spätestens im Juni oder Juli 2017 werde das entschieden werden. "Es gibt Gerüchte, aber ich denke, es wird nicht viel Änderung kommen. Eine gemischte 470er-Klasse ist eine Variation", sagte Fundak, der aber fest damit rechnet, dass es Formatadaptionen geben wird, eine Idee seien Marathonwettfahrten.

Es habe da einen Wandel im Segelsport gegeben, die Frage sei jetzt, was ist für die Zuschauer vor dem Fernsehen die beste Lösung. Damit auch Fußball- oder Radsportfans und nicht nur Segelexperten den Sport verstehen. Die erste Olympiaqualifikation ist im Sommer 2018.

(APA)

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