Überfall-Causa: Lochte droht Anklage für Lügengeschichte

Ryan Lochte
Ryan LochteAPA/AFP/MARTIN BUREAU
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Der erfundene Raubüberfall dürfte für US-Schwimmstar Ryan Lochte ein Nachspiel in Brasilien haben. Auch vom Verband droht eine Strafe.

Die erfundene Geschichte eines Raubüberfalls während der Olympischen Spiele in Rio dürfte für US-Schwimmstar Ryan Lochte noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Da sich die Angaben des 32-Jährigen und seiner drei ebenfalls involvierten Kollegen als unwahr herausgestellt haben, droht den Sportlern in Brasilien eine Anklage wegen Vortäuschung einer Straftat sowie Sachbeschädigung. Lochte ist längst in der Heimat, am Donnerstagabend durften dann auch seine ursprünglich als Zeugen festgehaltenen Kollegen Gunnar Bentz und Jack Conger ausreisen.

Wie die brasilianischen Onlinemedien G1 und Globo unter Berufung auf die Polizei berichteten, seien die Schwimmer in Wahrheit nicht Opfer eines Raubüberfall geworden, sondern bei der Rückfahrt von einer Party in Streit mit einem Tankwart geraten, dessen Toilette sie benutzen wollten. Demnach urinierten die Sportler gegen die Wand der Tankstelle und brachen die Tür zur Toilette auf. Aufnahmen aus Überwachungsvideos sollen das belegen. Um dies zu vertuschen hätten sie danach von einem Überfall mit Waffeneinsatz berichtet. 

US-Komitee entschuldigt sich

Der US-Verband musste das in der Nacht auf Freitag im Wesentlichen zugeben und sich hochnotpeinlich bei den Gastgebern entschuldigen, die Negativberichte über Kriminalität im Umfeld der Spiele so gar nicht gebrauchen können. Auch das US-Olympiakomitee USOC hat sich bei den Menschen Brasiliens für der Verhalten der vier amerikanischen Schwimmer entschuldigt. Das Quartett um Starschwimmer Ryan Lochte soll bei den Angaben zu einem vermeintlichen Raubüberfall während der Sommerspiele in Rio gelogen haben. Vor allem in der Gastgeber-Stadt war harsche Kritik aufgekommen.

"Das Verhalten dieser Athleten ist weder zu akzeptieren, noch spiegelt es die Werte des US-Teams wider", schrieb USOC-Geschäftsführer Scott Blackmun in einem Statement. USOC gab darin an, dass ein Schwimmer einen Akt von Vandalismus an einer Tankstelle verübt habe. Der noch in Brasilien weilende Jimmy Feigen habe seine Angaben gegenüber der Polizei richtiggestellt, hieß es. Er hoffe nun, seinen Pass für die Ausreise wieder zu bekommen.

Bizarres Ende einer großen Karriere

Seinen Abschied hatte sich der sechsfache Olympiasieger Lochte sicherlich anders vorgestellt. Zwölf Olympia-Medaillen nennt der 32-Jährige sein eigen - mehr als jeder andere männliche Athlet der Geschichte mit Ausnahme von Phelps. In jedem anderen Land - und in fast jeder anderen Generation auch in den USA - wäre Lochte damit der große Star gewesen. Aber in seine Zeit fiel eben dieser Michael Phelps, mit 23 Goldmedaillen Rekord-Olympiasieger.

Lochte ließ in Rio seine weitere Karriereplanung noch offen. Zuerst einmal müsse er körperlich und mental etwas herunterfahren. "Ich kann nicht sagen, dass es vorbei ist", sagte der 32-Jährige. "Aber es sind eine Menge Sachen, die ich in den nächsten vier Jahren ändern muss, wenn ich in den Sport zurückkommen will." Zumal die Affäre wohl nicht ohne Folgen bleiben wird.

Der US-Verband will über Strafen entscheiden, die brasilianische Polizei das FBI um Mithilfe bitten, um weitere Informationen des frühzeitig abgereisten Lochte zu bekommen. Zwar äußerte Rios Olympia-Sprecher Mario Andrada Verständnis für die "Burschen" und deren Party-Nacht. Aber den Ärger um Sicherheit und Gewalt im Zeitraum der Spiele hätten sich die Organisatoren gerne erspart.

(APA/Reuters/red)

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