„Ich will meine Hörer kräftigen.“ Musik voller positiver Energie

Will mit ihrer Musik ihre Fans aus dem Alltag holen: Caroline Kreutzberger.
Will mit ihrer Musik ihre Fans aus dem Alltag holen: Caroline Kreutzberger.Die Presse/Clemens Fabry
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Caroline Kreutzberger träumt nicht nur von einer Karriere à la Whitney Houston. Sie singt in Bars und Hotels, um keine falschen Kompromisse zu machen.

Sich vor den Spiegel stellen und in die Haarbürste singen, wie das viele berühmte Sängerinnen in frühen Jahren praktizierten, musste sie nicht. Die 28-Jährige Wienerin Caroline Kreutzberger, die mit fünf Jahren begann, Klavier zu spielen, bekam mit sechs ein Mikrofon geschenkt. Mit dem neuen Spielzeug kam das Singen, das ihr bald zum Lebenselixier wurde. „Mit viel Eifer machten wir das Wohnzimmer zur Bühne. Sobald die Leselampe zum Spot wurde, sang ich Celiné-Dion-Songs mit allem, was mir damals zur Verfügung stand.“

Die Begeisterung für Hochleistungssirenen fand später mit Whitney Houston eine neue, noch mehr fordernde Referenzgröße. Die überlebensgroße gesangliche Geste macht Kreutzberger auch heute noch viel Freude. Gerade hat sie ihre erste deutschsprachige Single, „Ein neuer Tag“, veröffentlicht, ein Lied, das recht viel Optimismus ausstrahlt.

Überhaupt ist Kreutzberger mit einem einnehmend fröhlichen Naturell ausgestattet. Wie das geht in einer Welt, in der so viele schlimme Dinge passieren? „Ich versuche, recht viel auszublenden“, sagt sie und schickt dem Bekenntnis gleich ein schallendes Lachen nach. „Ich will meine Hörer aus ihrem Alltag holen. Natürlich habe ich auch schon Texte geschrieben, die einen melancholischen Hintergrund haben. Aber vorwiegend geht es bei mir um positive Energie. Ich will meine Hörer kräftigen.“

„Spektakulär gescheitert“

Wohl auch, weil sie mittlerweile bemerkt hat, dass sie über die rare Gabe verfügt, negative Erlebnisse in etwas Positives zu verwandeln. „Ich war früher ein anderer Mensch. Fast schüchtern. Als Sängerin habe ich viel probiert, bin teilweise spektakulär gescheitert. Das hat mich stärker gemacht.“ Solche seelische Transformation ist Thema von „Clown“, einem Lied, das für ihr Debütalbum geplant ist. Dieses erarbeitet sie derzeit mit Daniel Pepl, dem Sohn der europäischen Jazzgitarrenlegende Harry Pepl. Kennengelernt haben sich die beiden in einem Wiener Musikkonservatorium. Kreutzberger studierte dort Gesang, Pepl unterrichtete.

Man verstand sich auf Anhieb. „Sie hat sich einfach nichts gepfiffen“, lobt Pepl ihre Spontaneität. Auch ihr Pragmatismus imponierte ihm. Kreutzberger hatte trotz höherer künstlerischer Ziele nie Scheu davor, in Hotellobbys und Cocktailbars zu singen. „Die Frage ,Und davon kann man leben?‘ hat mich lange Zeit auf die Palme gebracht“, so Kreutzberger. Ihren ersten Gesangsjob eroberte sie sich in der Skybar. „Um reinzukommen, habe ich zunächst als Garderobière angeheuert. Dann habe ich den Barchef so lange bearbeitet, bis er mich vorsingen ließ. In der darauffolgenden Woche hatte ich einen fixen Tag und hab mir so ein Publikum aufbauen können.“ Derzeit kann man Kreutzberger mit sehr unterschiedlichen Programmen im Vienna Marriott Hotel und in der etwas sperrig 57 Restaurant & Lounge genannten Bar im DC Tower hören. „Im Marriott singe ich Jazz, aber auch Flotteres wie Funk und House. Ich vermeide es tunlichst, mich zu wiederholen. Mein Glück ist, dass ich mir sehr leicht Texte merke.“ Im DC Tower geht es mehr um musikalische Untermalung. Teil eines Zerstreuungsprogramms zu sein, kränkt sie längst nicht mehr. „Mittlerweile weiß ich, dass man Menschen auch mit leiseren Klängen emotional stark bewegen kann. Aber zu Beginn meiner Karriere war es schon schwer. Wenn ich die Musik leiser drehen musste, bekam ich die Krise.“

Ihre hochfliegenden Ziele verfolgt sie ohne falsche Bescheidenheit. So stürmte sie vor fünf Jahren schon einmal Radio Wien, weil sie ihren damaligen, noch englisch gesungenen Song im Radio hören wollte. „Das war zwar sehr naiv, aber es funktionierte“, lacht sie heute. „Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass man, wenn man von sich überzeugt ist, einiges erreichen kann. Ich bin nicht der Typ, der wartet, bis sich etwas von selbst ergibt.“ Auch nicht in der Sphäre des persönlichen Glücks? „Da spielen Zufälle natürlich auch eine große Rolle. Aber denen kann man manchmal auch ein wenig nachhelfen.“

ZUR PERSON

Sängerin. Caroline Kreutzberger sang 2011 im deutschen TV-Format „Das Supertalent“ den Céline-Dion-Song „Pour Que Tu M'Aimes Encore“. Das im Original 1995 eingespielte Lied kam daraufhin erstmals in die deutschen und österreichischen Charts. Ihre aktuelle Single heißt „Ein Neuer Tag“. Kreutzbergers Debütalbum, für das noch eine Crowd-Funding-Aktion gestartet wird, ist für Frühling 2017 geplant. Derzeit ist sie im Vienna Marriott Hotel (ab Oktober) und jeden Donnerstag in der 57 Restaurant & Lounge genannten Bar im DC Tower zu hören.

(Print-Ausgabe, 20.08.2016)

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