Petrovic: „Brauchen ein neues Tierschutzhaus“

Teer-Seen, Schimmel und Warnungen der Feuerwehr: Der Wiener Tierschutzverein hat weiter ein Problem.

WIEN (red.). Es ist mehr als ein Jahr vergangen, dass Madeleine Petrovic, Exchefin der Grünen, die Leitung des umstrittenen Wiener Tierschutzhaus übernommen hat. Die medialen Wogen haben sich zwar – vergleichsweise – geglättet, baufällig ist das 1999 bezogene Gebäude aber noch immer.

Die für den Tierschutz zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger meint, dass das mit Petrovic auf den Weg gebrachte „Soforthilfepaket“ für das Wiener Tierschutzheim gut anlaufe. Es umfasst allgemeine bauliche Sanierung, Trockenlegung bestimmter Bereiche, Maßnahmen, die die Vergabe der Tiere im Tierschutzhaus beschleunigen und die Spiel- und Trainingsmöglichkeiten für die Hunde verbessern.

Doch Petrovic sagt ganz klar: „Es geht uns immer schlechter.“ Vor allem die zentralen Schnittstellen, der Kollektorengang, in dem alle Leitungen der gesamten Infrastruktur verlaufen, werde immer wieder überflutet – durch die starken Regenfälle im Juli in diesem Sommer besonders häufig. Da das Wasser – das Haus steht auf dem belasteten Gelände einer früheren Raffinerie – kontaminiert ist und Gase produzieren könnte, dürfen die Mitarbeiter nicht mehr den Gang auspumpen. Auch die Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung mussten aufgeben.

Die Wiener Berufsfeuerwehr ist zwar zur Stelle, hat aber Petrovic darüber informiert: „Jedes Mal, wenn sie mit schwerem Gerät auspumpen, verschlechtert sich der bauliche Zustand weiter, und die nächste Überflutung wird schlimmer.“ Das ist nicht das einzige Problem: Alte Teer-Deponien sorgen dafür, dass es mittlerweile wahre Seen auf dem Gelände gibt, sogar aus dem Boden dringe Teer, so Petrovic. Und: „Wir haben schwarzen Schimmel in den Räumen. Wenn das Arbeitsinspektorat ernst prüfen würde, müssten wir vermutlich den Betrieb einstellen.“

Die Sanierung des Hauses sei de facto unmöglich, sagt die Präsidentin erstmals deutlich. Es gebe in Wahrheit keine Alternative zu einem neuen Haus auf einem neuen Grundstück, ohne Stadt Wien ginge das natürlich nicht. „Wir können das nur mit unserem Partner machen“, so die Präsidentin.

In der Stadt Wien heißt es im Büro Frauenberger zur aktuellen Situation – ohne von diesen Petrovic-Aussagen zu wissen: „Weil die Stadt Wien den Tierschutz sehr ernst nimmt, verschließen wir aber auch nicht die Augen vor der aktuelle Problemsituation des Tierschutzhauses. Da nicht zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise die Spendenfreudigkeit generell zurückgegangen ist, wollen wir mit gewährleisten, dass die Spendengelder denen zugute kommen, die sie brauchen, nämlich den Tieren.“

Derzeit sind 1700 Tiere im Haus und dem Areal untergebracht. Petrovic: „Die Stadt sollte bald handeln. Wenn wir mit dem Haus einmal nicht mehr können, stehen 1700 Tiere ohne Platz in Wien.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2009)

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