Bundesbahnen: Koalitionsstreit wegen ÖBB-Posten

Philipp Ita
Philipp Ita(c) APA (Roland Schlager)
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Die ÖVP will einen lukrativen Posten für Ex-Strasser-Mitarbeiter Philipp Ita. Doch die SPÖ legt sich quer. Dort gilt der Lebensgefährte von Ex-Familienministerin Andrea Kdolsky nämlich als Persona non grata.

wien. 37 Jahre ist er jung, doch Philipp Ita hat bereits eine durch und durch österreichische Karriere vorzuweisen: Der Jurist kam schon in jungen Jahren als Referent für Asyl- und Fremdenangelegenheiten ins Innenministerium, wo er bald die Karriereleiter hinaufkletterte. Ita wurde Kabinettschef von ÖVP-Innenminister Ernst Strasser und dessen Nachfolgerin Liese Prokop, unter Günther Platter hat er auch noch eine Zeit lang gedient.

Im März 2007 wechselte Ita dann „in die Privatwirtschaft“, wie es in politischen Kreisen so schön heißt. Diesfalls war es ein Job in den staatlichen ÖBB – Ita wurde Bereichsleiter der Dienstleistungsgesellschaft DLG, zuständig für das Personal-Recruiting. Ausschreibung hat es für den Job seinerzeit übrigens keine gegeben.

Neuer Job

Egal – Ita hat mittlerweile ohnehin andere Karrierepläne: Im Zuge der geplanten Strukturreform der ÖBB soll die DLG aufgelöst werden – als ÖBB-interner Dienstleiter für Einkauf, Personaladministration und IT wird das neu zu gründende „Shared Service Center“ fungieren. Mit Philipp Ita an der Spitze.

Doch da spießt es sich gewaltig. Deshalb gibt es einen veritablen Koalitionskrach. Denn die ÖVP hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit Ita – Lebensgefährte von Ex-Familienministerin Andrea Kdolsky – den Job auch bekommt. Doch SPÖ-Infrastrukturministerin Doris Bures persönlich legt sich quer. Ita gilt in der SPÖ nämlich als Persona non grata: Während seiner Zeit im Innenministerium galt er als „Mann fürs Grobe“ der ÖVP – für die oftmaligen Degradierungen beziehungsweise Verabschiedungen von SPÖlern im Ministerium soll Philipp Ita zuständig gewesen sein – so die SPÖ-Fama. Vor allem die seinerzeitige Zwangspensionierung von Gendarmerie-General Oskar Strohmeyer nehmen die „Roten“ Ita äußerst übel. Strohmeyer gilt als Vertrauter von Bures und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.

Am Dienstag tagte jedenfalls die ÖBB-Kommission zur Personalauswahl, und dort kam es zum handfesten Krach: Philipp Ita wurde beim Hearing als Chef des „Shared Service Center“ schlichtweg abgelehnt. Dafür soll Alfred Loidolt, Leiter der ÖBB-Rechtsabteilung, den Job interimistisch machen. Die ÖVP ist hellauf empört.

Ringen um Lösung

Jetzt wird um des lieben Friedens willen heftig zurückgerudert: Aus den ÖBB verlautete gestern, es sei am Dienstag noch keinesfalls eine endgültige Entscheidung gefallen, dies werde erst „in einigen Wochen“ passieren. Angeblich gibt es bereits Überlegungen, in großkoalitionärer Eintracht zwei Chefs an der Spitze des neuen ÖBB-Unternehmens zu installieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2009)

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