ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht nach dem Freispruch seiner Mitarbeiter durch das ÖOC die Turiner Dopingaffäre relativiert.
WIEN (g. h.). So ein schöner Zufall. Da lädt der Chef des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) in Wien Sportjournalisten zu seinem traditionellen Sommergespräch, und just an diesem Tag wird bekannt, dass nun sämtliche in die Turiner Dopingaffäre involvierten ÖSV-Mitglieder „rehabilitiert“ werden. Für Schröcksnadel ist dieses Ergebnis mehr als eine Genugtuung. Nun will er die Affäre auch juristisch aus der Welt schaffen. Die italienische Justiz hat bekanntlich gegen zehn aktuelle und ehemalige ÖSV-Mitarbeiter – allen voran Schröcksnadel und Biathlon-Sportdirektor Markus Gandler – Anklage wegen Begünstigung von Doping erhoben. Bei einer Razzia im Februar 2006 wurden bei den Biathleten und Langläufern Utensilien sichergestellt, die auf Blutdoping rückschließen lassen. Der ÖSV wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass Betreuer in die Machenschaften einzelner Sportler involviert waren. „Wie sich Schritt für Schritt herausstellt, sind wir nicht die Bösen“, sagt Schröcksnadel.
Der Prozess soll am 2. Oktober in Turin beginnen. „Wir werden auch dort positiv belegen, dass wir nichts gemacht haben“, betont der Präsident. Zumindest Markus Gandler wird dies tun. Denn Schröcksnadel selbst wird nicht nach Italien fahren. Denn noch überzeugender als seine Unschuldsbeteuerungen dürften die Argumente seiner Medienberater gewesen sein, heißt es im ÖSV. Sie rieten dem kämpferischen Präsidenten ab, sich in Turin flankiert von Carabinieri auf der Anklagebank ablichten zu lassen. Diese Bilder würden so kurz vor den Spielen in Vancouver weltweit für Aufregung sorgen – ganz egal, ob am Ende ein Freispruch rauskommt oder nicht . . .
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2009)