Der griechische Elektrotechniker Thanasis Vratimos hat eine App entwickelt, mit der überschüssige, aber noch verwendbare Medikamente an Hilfsorganisationen vermittelt werden.
Begonnen hat es mit dem Tod des Großvaters. Er war an Krebs gestorben, vier Jahre ist das mittlerweile her, und Familie Vratimos hatte noch einige Packungen der Medikamente übrig, die für seine Behandlung notwendig gewesen waren. „Meine Mutter wollte sie spenden“, sagt Thanasis Vratimos, „aber es gab keine legale Lösung dafür.“ Damals dachte der junge Grieche erstmals darüber nach, was eigentlich mit all den Medikamenten passiert, die man nicht mehr braucht, die aber eigentlich noch verwendet werden könnten.
„Das ist nicht nur in Griechenland ein Problem“, sagt der 23-Jährige. In vielen Ländern werden Medikamente verschwendet – in Österreich seien es etwa an die 50 Prozent. Doch gerade in seiner Heimat, wo etwa angesichts der Schulden- und Wirtschaftskrise etwa ein Viertel der Menschen in Armut lebt, könnte man damit doch Bedürftigen helfen. Nur, wie sollten die, die die Medizin brauchen und die, die sie hergeben könnten, zusammengebracht werden? Vratimos hatte eine Idee – eine App, mit der sich die beiden Gruppen zusammenführen lassen.
Vor rund einem Jahr begann er mit der Arbeit, stellte ein Team zusammen – und präsentierte die Idee diversen Mentoren. Allein, der Gedanke, dass Privatpersonen Medikamente an andere Privatpersonen schicken sollten, kam nicht gut an. Unter anderem auch wegen offener rechtlicher Fragen. Und so adaptierte er die Idee, sodass künftig Privatpersonen zwar ihre nicht mehr gebrauchten Medikamente abgeben können, die Empfänger jedoch Hilfsorganisationen sind, die sie dann weiterverteilen. Ein Konzept, das gut ankam – und so entwickelte Vratimos mit seinem Team die App „Givmed“, die seit Mai in den App-Stores von Apple und Android steht.
Am Montag präsentierte er sein Projekt bei einer Breakout Session in Alpbach. Und schilderte, wie sich die Idee langsam entwickelte. Mittlerweile, erzählt er im Gespräch mit der „Presse“, laufe das Projekt schon recht gut. Seit dem Start der App im heurigen Mai wurden schon rund 650 Packungen Medikamente an Organisationen weitergegeben – von lokalen Hilfseinrichtungen bis zu Sozialapotheken, die Bedürftige kostenlos mit Medizin versorgen.
Die Nutzung der App ist denkbar einfach. Per Handykamera wird der Barcode einer Medikamentenpackung eingescannt. Danach, falls das Medikament erkannt und noch nicht abgelaufen ist, kann man die Packung entweder selbst zu einer der teilnehmenden Organisationen bringen. Oder man gibt einen Zeitraum an, in dem sich ein Mitarbeiter das Medikament abholen kommen kann. Auch angebrochene Packungen können verwendet werden, wenn Tabletten noch im Blister stecken. Angefangene Sirupe oder Säfte dürfen nicht weitergegeben werden. Und: Wenn eine Organisation dringend ein Medikament sucht, kann sie das auch in die App schreiben – hat jemand dieses Medikament, wird ihm das angezeigt.
Eine App nur für Griechenland
Dabei tritt „Givmed“ nur als Vermittler auf. Die Prüfung, ob die Medikamente in Ordnung sind, liegt bei den Organisationen, die sie empfangen. Sie müssen auch dafür sorgen, dass die richtigen Patienten die entsprechenden Arzneien bekommen. Momenten arbeitet Vratimos mit fünf Organisationen zusammen, bald will er in Athen 70 für sein Programm gewonnen haben. An eine Expansion seines Non-Profit-Projekts außerhalb von Griechenland denkt er aber nicht. „Ich will trotz der Krise in Griechenland bleiben. Und versuchen, hier Probleme zu lösen.“
Web: www.givmed.com