Die deutsche Kanzlerin zeigte sich ob der humanitären Krise in der umkämpften syrischen Stadt entsetzt. Russland will mit der Feuerpause warten, bis Hilfsgüter eintreffen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich entsetzt über die Lage in der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo gezeigt und das Vorgehen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und Russlands scharf kritisiert. "Was sich in Aleppo zuträgt, ist grauenvoll, eine humanitäre Katastrophe", sagte Merkel der "Passauer Neuen Presse" von Dienstag.
"Die Hilferufe, die die wenigen verbliebenen Ärzte von dort aussenden, sind zutiefst erschütternd", fügte sie hinzu. Die von Assad und seinem Verbündeten Russland angebotenen drei Stunden Feuerpause am Tag seien "auf keinen Fall ausreichend, sie sind zynisch angesichts allen Leids der Menschen", sagte die Regierungschefin. "Jede internationale Hilfsorganisation erklärt, dass diese Zeit nicht ausreicht, um die nötige Versorgung der leidenden Menschen aufzubauen." Dafür seien laut UNO mindestens 48 Stunden wöchentlich erforderlich.
Russland hat am Dienstag angekündigt, die geplante 48-stündige Waffenruhe in der syrischen Großstadt Aleppo umsetzen zu wollen, sobald die Hilfslieferungen der Vereinten Nationen bereit sind. Dies sei mit der syrischen Führung abgestimmt, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Anatoli Antonow am Dienstag in Moskau.
Zunächst warteten Russland und die syrische Regierung auf Nachricht vom UNO-Sondergesandten Staffan de Mistura, dass die Hilfsgüter vorbereitet seien, sagte Antonow Agenturen zufolge. Für Merkel ist die 48-stündige Feuerpause "nur ein allererster kleiner Schritt, den Russland und die syrische Führung gewährleisten müssen", betonte die Kanzlerin.
Aleppo ist seit vier Jahren zwischen den Regierungstruppen im Westen und den - teils islamistischen - Rebellen im Osten geteilt. In den Vierteln unter Kontrolle der Rebellen leben rund 250.000 Menschen, in den von der Regierung gehaltenen Stadtteilen sind es etwa 1,2 Millionen. Die syrische und die russische Luftwaffe greifen immer wieder von der Opposition gehaltene Wohngebiete an.
(APA/dpa/AFP)