Zeltstädte für die Obdachlosen

(c) REUTERS (REMO CASILLI)
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Mehrere tausend Menschen haben bei dem Erdbeben in Italien ihre Häuser verloren. Vor allem die alten Gebäude sind nicht erdbebensicher gebaut.

Rom. Die Obdachlosen des schweren Erdbebens in Mittelitalien sollen in zwei Zeltstädten in den Orten Pescara und Arquata del Tronto untergebracht werden. Wie der italienische Zivilschutz mitteilte, werden dort zunächst rund 50 Zelte aufgestellt. Auch Sporthallen sollen als Unterkünfte dienen.

Mehrere tausend Menschen haben durch das Beben ihre Häuser verloren. Allein in den beiden fast völlig zerstörten Orten Amatrice und Accumoli wurden insgesamt mehr als 5000 Menschen obdachlos. Auch die Bergorte Pescara del Tronto und Arquata del Tronto wurden schwer verwüstet. Neben zahlreichen Häusern in der Region mussten laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa auch eine Behinderteneinrichtung in dem Ort Sarnano sowie ein Altenheim in Castelsantangelo sul Nera geräumt werden. Im Ort Ussita war eine Ferieneinrichtung für Kinder betroffen.

Die Region hat viele kleine Orte, die nur schwer zugänglich sind. Straßen sind durch Geröll blockiert. Ein Krankenhaus der Region und ein Katastrophen-Koordinations-Center wurden zerstört. Die Gemeinden Amatrice, Accumoli und Arquata del Tronto haben gemeinsam mehr als 70 Nachbarorte, die nicht alle sofort erreicht werden konnten.

Laut Anna Scolobig von der ETH Zürich ist ein Grund für die großen Zerstörungen, dass die Häuser nicht stabil genug gebaut sind. 60 Prozent der Häuser in den erdbebengefährdeten Gebieten Italiens seien nicht erdbebensicher. Erst seit 2008 gibt es neue, europäische Bestimmungen für Gebäude, die in Gegenden mit hohem Risiko für Erdbeben neu gebaut werden. Der Zustand der älteren Häuser werde nach und nach verbessert, sagt die Expertin. Dies sei jedoch schwierig, da besonders kleine Städte in Italien viele denkmalgeschützte Häuser haben.

Im Verlauf des Tages sind in den betroffenen Orten Helfer und Freiwillige aus anderen Regionen Italiens eingetroffen. Auch mehrere EU-Staaten haben ihre Hilfe angeboten, darunter auch Österreich, wie Außenminister Sebastian Kurz mitteilte. Das Österreichische Rote Kreuz bot Betten und Decken an. Experten seien zur Entsendung einsatzbereit. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund zeigte sich für einen Einsatz gerüstet. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2016)

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