Opel-Verkauf an Magna: Ein Deal mit vielen Risken

(c) AP (Frank Augstein)
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Der austrokanadische Zulieferer Magna konnte sich gegen den Finanzinvestor RHJ durchsetzen. Die endgültige Finanzierung ist noch offen. Sicher ist, dass 10.000 Arbeitsplätze gestrichen werden.

Wien. Frank Stronach hat es doch noch geschafft. Im Mai 2007 zerplatzte sein Traum, aus dem Autozulieferer Magna einen Autohersteller zu machen, am Finanzinvestor Cerberus. Dieser schnappte ihm den US-Konzern Chrysler vor der Nase weg. Im Nachhinein gesehen eine glückliche Fügung. Nun erhielt Magna beim Bieterkampf um Opel den Zuschlag. Der Verwaltungsrat von General Motors (GM) rang sich schlussendlich doch zu einem Verkauf der deutschen Tochter durch. Ob dies ebenfalls eine glückliche Fügung für Magna ist, wird sich zeigen.

Künftig gehören 27,5 Prozent an Opel Magna, gleich viel wie dem russischen Partner Sberbank. Zehn Prozent gehen an die Opel-Mitarbeiter. Den Rest behält weiterhin GM. Zusammen mit der Sberbank und dem russischen Autohersteller GAZ will Magna den russischen Markt erobern.

Russland ist für die Autoindustrie ein Hoffnungsmarkt. Je 1000 Einwohner fahren zwischen St. Petersburg und Wladiwostok nur 200 Autos, in Westeuropa sind es mehr als 500. Die Mobilisierung der russischen Bevölkerung soll nach dem Wunsch von Magna mit einem Blitz auf dem Kühlergrill erfolgen. Mittelfristig soll jährlich eine Million Opel in Russland verkauft werden. Derzeit verkauft Opel zusammen mit der Schwesternmarke Vauxhall weltweit nur 1,5 Millionen Autos pro Jahr.

Risiko trägt Steuerzahler

Dieses Konzept war es, das die deutsche Regierung überzeugte und zu glühenden Befürwortern eines Opel-Verkaufs an Magna machte. Denn das Risiko für die Sanierung des angeschlagenen Autoherstellers tragen vor allem die deutschen Steuerzahler. Zu den bereits gewährten Staatsgarantien in Höhe von 1,5 Milliarden Euro werden weitere drei Milliarden Euro kommen. Magna wird indes lediglich 500 Millionen Euro an eigenem Geld investieren.

GM hatte mit den Plänen von Magna keine so große Freude. Erstens ist Russland für die Amerikaner selbst ein wichtiger Markt, zweitens befürchten sie einen Technologieabfluss in Richtung GAZ. Daher zierten sie sich so lange mit dem Verkauf und hätten Opel wahrscheinlich lieber behalten. Dies wäre für den eben erst aus dem Konkurs zurückgekehrten Konzern aber nicht finanzierbar gewesen, da Deutschland in diesem Fall keine Staatshilfe gewährt hätte.

Aber auch für Magna birgt der Deal Gefahren. So kündigten Magna-Kunden wie Volkswagen bereits an, dass sie einen Einstieg bei ihrem Konkurrenten Opel nicht goutieren würden. Was das für künftige Aufträge konkret heißt, ist noch nicht absehbar. Außerdem muss die endgültige Finanzierung mit Deutschland, den anderen europäischen Ländern mit Opel-Standorten und mit GM ebenso ausverhandelt werden wie die Beiträge der Arbeitnehmer in Form von Lohnverzicht. Ein Abschluss des Verkaufs wird daher erst in den nächsten Wochen – nach der deutschen Bundestagswahl – erwartet.

Wiener Standort ohne Sorgen

Dann dürften auch die allgemein erwarteten „Grauslichkeiten“ präsentiert werden. So ist schon jetzt klar, dass rund 10.000 der 50.000 Opel-Jobs in Europa wegfallen werden. Auch einige Opel-Werke dürften geschlossen werden. So gut wie fix wird dies das Werk im belgischen Antwerpen treffen.

Fraglich ist aber, was mit den deutschen Werken geschieht. Magna gab bisher eine Bestandsgarantie für alle vier deutschen Werke ab, was notwendig war, um von Berlin Staatshilfen zu bekommen. Ob dies nach der Wahl auch noch so sein wird, ist ungewiss. Denn laut der Sanierungspläne von GM hätte es auch ein bis zwei Werke in Deutschland getroffen.

Keine Sorgen macht man sich derzeit jedenfalls im Motorenwerk von Opel in Wien-Aspern. „Wir sind das modernste Werk und produzieren vor allem kleine und sparsame Motoren“, so GM-Austria-Sprecher Fritz Orasch. Sollte es in Deutschland zu Schließungen kommen, könnte es in Wien daher sogar zu einem Ausbau kommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2009)

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