Ben Butters von Eurochambres fordert mehr Anleitung zum Unternehmertum und weniger Hürden für Unternehmensgründer.
Eines schickt Ben Butters gleich voraus: Es könne niemals zu viele Entrepreneure in Europa geben. Grundsätzlich, sagt der Direktor für EU-Angelegenheiten bei der Europäischen Handelskammer Eurochambres, brauche Europa daher mehr Erziehung und Anleitung zum Unternehmertum. „Ganz gleich, ob die Menschen dann tatsächlich ihr Glück als Entrepreneure versuchen oder nicht.“ Butters nimmt heute am Arbeitskreis „Den Unternehmergeist fördern“ (9.30 bis 12 Uhr, Hauptschule) teil, der diskutiert, welche Rolle der Gesellschaft und damit der Politik in dieser Frage zukommen.
Und, sagt Butters, man könne nicht früh genug damit beginnen, Unternehmertum zu lehren. Was er mit Unternehmertum meint, ist die Fähigkeit, Kreativität zuzulassen, Initiativen zu ergreifen, eigene Ideen umzusetzen, bereit zu sein, Risiken einzugehen. Nicht von ungefähr hat die EU das Unternehmertum im Jahr 2006 als eine der acht Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen festgeschrieben.
Butters ist überzeugt, dass viele junge Menschen selbst als Unternehmer tätig sein könnten und nicht auf Jobsuche sein müssten (Stichwort: Jugendarbeitslosigkeit), wenn sie im Laufe ihrer Schulbildung mehr über das Unternehmertum gelernt hätten. Aber auch all jene, die sich trauen, ein Start-up zu gründen, könnten profitieren: Mit mehr Wissen könne der eine oder andere Konkurs verhindert werden.
Komplexität reduzieren, Märkte öffnen
Erziehung und Ausbildung sei das eine, sagt der Jurist, doch zudem müssten weitere fundamentale Bedingungen erfüllt sein, wolle man das Unternehmertum fördern. Konkret denkt er an rechtliche und juristische Hürden: „Es ist zu schwierig, ein Business zu starten. Es wird nie einfach sein, aber wir sollten es weniger komplex gestalten.“ Das betreffe aber auch die Finanzierung. Das Modell, Unternehmen bzw. deren Gründung über Kredite zu finanzieren, scheine ihm nicht zukunftsfähig zu sein. „Was wir verstärkt brauchen, sind alternative Finanzierungsmodelle“, sagt Butters. Er denkt konkret an neue Wege bei private equity.
Ebenfalls zu den von Butters angesprochenen fundamentalen Bedingungen zählt der Zugang zu den Märkten. „Das ist für viele junge, kleine Unternehmen ein Problem.“ Und – kein Geheimnis – ohne Markt kann kein Unternehmen bestehen. Zwar ist spätestens seit 1992 vom einheitlichen Markt in Europa die Rede, doch verwirklicht, kritisiert Butters, sei der noch immer nicht vollständig. Nach wie vor gebe es gerade für kleine Unternehmen zu viele Hürden, den europäischen Binnenmarkt vollständig zu nutzen.
Daher werde auch kontinuierlich über neue europäische Rechtsformen für Unternehmen nachgedacht, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit erleichtern sollen. Allerdings, räumt Butters ein, die Arbeit an Rechtsformen sei derzeit nicht vorrangig.
Entrepreneure – vernetzt euch!
Noch etwas soll Europa zu noch mehr Unternehmergeist verhelfen – etwas, das allerdings nicht so sehr in der Hand der Politik als viel mehr in der Hand der Entrepreneure selbst liege. Und oft vergessen werde: Sich zu vernetzen. Erasmus für Jungunternehmer sei eine gute Sache, aber es brauche noch weitere Plattformen, auf denen junge Unternehmer voneinander lernen könnten. (mhk)