Tennis: Die Anziehungskraft des Big Apple

New York wird für zwei Wochen zum Nabel der Tenniswelt. Das Zuschauerinteresse wird wie gewohnt enorm sein, das Preisgeld erreicht 2016 ohnehin neue Sphären.
New York wird für zwei Wochen zum Nabel der Tenniswelt. Das Zuschauerinteresse wird wie gewohnt enorm sein, das Preisgeld erreicht 2016 ohnehin neue Sphären. (c) REUTERS
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Dominic Thiem verbindet mit New York und den US Open schöne Erinnerungen, er liebt Atmosphäre und Anlage. Die Probleme der vergangenen Wochen sind passé: „Ich fühle mich gut.“

New York/Wien. Tennisprofis sind Weltenbummler. Ihren Arbeitsplatz wechseln sie praktisch im Wochenrhythmus, der Jetlag ist ein ständiger Begleiter. Es gibt Turniere, die sind Klassiker, Wimbledon ist ein solcher. Und dann gibt es die US Open. Wer schon einmal das vierte und zugleich letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres vor Ort miterlebt hat, der kennt und liebt dessen Anziehungskraft. Dann sind die Massen, die sich tagtäglich über die weitläufige Anlage in Flushing Meadows drängen, kein allzu großes Ärgernis. Die US Open sind eine Show der Superlative, aus sportlicher und monetär Sicht. Nie zuvor wurde bei einem Turnier mehr Preisgeld (46,3 Millionen Dollar) ausgeschüttet. Wer in der ersten Runde verliert, der wird mit 43.300 Dollar getröstet. Dafür muss man anderswo schon das Turnier gewinnen.

Dominic Thiem schlägt dieses Jahr zum dritten Mal als Profi in New York auf. Der Niederösterreicher ist bekennender Fan der US Open, er ist ihnen regelrecht verfallen. „Es ist immer wieder ein Wow-Effekt“, sagt Thiem, der die pulsierende Stadt, die mächtige Anlage und die Emotion der Nightsession schätzt. Matches unter Flutlicht, mit Blick auf die sagenhafte Skyline von Manhattan, üben tatsächlich eine ganz spezielle Magie aus.

Österreichs Nummer eins verbindet mit den US Open viel Positives. 2014, bei seiner Premiere, hatte Thiem erstmals das Achtelfinale eines Grand Slams erreicht. Im Vorjahr reichte es immerhin für den Einzug in die dritte Runde. „Ich spiele hier eigentlich immer gut“, bemerkt der 22-Jährige, der diesmal zum Auftakt dem Australier John Millman (ATP-66) gegenübersteht.

Das Masters, ein „Riesenbonus“

Millman, 27, ist ein durchaus dankbarer Erstrundengegner, wenngleich er mit dem jüngsten Semifinaleinzug in Winston-Salem Selbstvertrauen getankt hat. Vor zwei Wochen hat Thiem den Rechtshänder aus Brisbane in Cincinnati mit 7:5, 6:1 bezwungen, die Vorzeichen sind also gut. Der Bresnik-Schützling trainierte zuletzt auf Long Island, spielte dabei vielversprechend. Und auch sein Körper sandte die richtigen Signale. „Ich fühle mich sehr gut auf dem Platz, ich bewege mich gut, ich habe den Ball gut am Schläger“, berichtet Thiem, der nach Wimbledon aufgrund der enormen Belastungen in der ersten Saisonhälfte einen argen Einbruch hinnehmen musste. Der Blick des Youngsters aber ist nur noch nach vorn gerichtet. „Die ganze Geschichte ist abgehakt. Im Nachhinein sieht man das natürlich auch anders. Es war irgendwie klar, dass ein Einbruch kommt, wenn man die ganze Saison mit Vollgas durchspielt.“

In New York geht es für Thiem nicht nur um eine ordentliche Vorstellung beim letzten Major des Jahres, sondern auch um einen weiteren Schritt Richtung Masters. Derzeit rangiert er im Race, der Jahreswertung, auf Position fünf. Die besten acht Spieler qualifizieren sich für das Saisonabschlussturnier in London (13. bis 20. November). „Es wäre ein Riesenbonus, aber wenn es nicht klappt, ist es auch kein Malheur.“

In der Garderobe neben Serena

In anderen Sphären als Thiem bewegt sich Österreichs einzige Dame im Hauptbewerb, Barbara Haas. Die Oberösterreicherin hat sich erfolgreich durch die Qualifikation gekämpft und trifft ebenfalls heute auf die Ungarin Timea Babos (WTA 34). Haas gilt schon seit vielen Jahren als hoffnungsvollstes Talent des Landes, der internationale Durchbruch wollte ihr bis dato aber nicht gelingen.

Bei den US Open hat die 20-Jährige nun ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben, Haas genießt jede Minute auf der Anlage. „Serena Williams ist in der Garderobe daneben, man hat das Gefühl, man ist so nah dran an dem Ganzen. Das ist ein Riesentraum.“ Vor exakt einem Jahr hat sie noch ein kleines 10.000-Dollar-Event in Graz bestritten, jetzt träumt sie sogar von ihrem allerersten Sieg in einem Grand-Slam-Hauptbewerb. „Ich will gewinnen, aber ich bin die ganz klare Außenseiterin“, weiß Haas, die von Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber und der ehemaligen Spitzenspielerin Sybille Bammer betreut wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2016)

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