RB Leipzig: Nur kapitale Erfolgsmeldungen sind erwünscht

Marcel Sabitzer beim Spiel RB Leipzig gegen Hoffenheim.
Marcel Sabitzer beim Spiel RB Leipzig gegen Hoffenheim.(c) REUTERS (RALPH ORLOWSKI)
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Leipzig ist das Epizentrum der Fußballabteilung des Energydrinkkonzerns, für den Erfolg der Sachsen ist jedes Transfermittel recht. Ob in New York, Ghana, Salzburg oder vielleicht doch Udine – den Takt gibt nur Ralf Rangnick vor.

Leipzig/Wien. Marcel Sabitzer konnte mit einem guten Gefühl zum Nationalteam reisen. Erstes Spiel mit Leipzig in der deutschen Bundesliga, eine Vorlage und das Ausgleichstor zum 2:2 gegen Hoffenheim in der Schlussminute – spielt er auch am Montag so gegen Georgien zum Start der WM-Qualifikation, ist nicht nur Trainer Ralph Hasenhüttl von seinem Stürmer hellauf begeistert, sondern auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

Die Stimmungslage in Sachsen erreicht neue, zuvor ungeahnte Höhen. Die Proteste ebben ab, die Fans entdecken ihre Liebe zu den Klubfarben und dem zuvor schier verteufelten Bullen-Logo. Zweifellos dürfte sich der Widerstand, dem sich RB Leipzig allerdings noch in ganz Deutschland stellen muss, nun wöchentlich weiter reduzieren. Sachsens Metropole mit dem WM-Stadion von 2006 ist das erklärte Epizentrum der Fußballabteilung des Energydrinkkonzerns, daran besteht spätestens seit dem Bundesligaaufstieg kein Zweifel.

Nicht New York, Ghana, Salzburg oder womöglich doch Udine, sondern Leipzig soll unter der Führung von Ralf Rangnick ehestmöglich kapitale Erfolgsmeldungen liefern. „Ich kann mir vorstellen, dass Leipzig oben angreifen und eines Tages in der Champions League spielen wird“, prophezeit etwa Ex-Teamspieler und Sky-Experte Michael Ballack.

Es wäre auch naiv, die Firmeninteressen anders zu deuten. Das Suchen und Finden von Spielern in Salzburg ist bester Beweis dafür. Am Sonntag durfte der Brasilianer Bernardo – wenige Stunden vor dem 0:0 gegen Rapid – seine Koffer packen. Ob der 21-Jährige aber Leipzig überhaupt helfen kann, scheint vorerst nicht von Belang.

Nur ein Ausbildungsverein

Es hat keinen Sinn, wenn Salzburg intern weiter gegen die Rolle als Ausbildungsverein rebelliert und parallel zu Leipzigs PR-Tour Trübsal bläst – Abgänge werden weder kompensiert noch verbessert sich so die Allgemeinsituation. Konzerninterne Transfers haben ohnehin Schule gemacht: Sabitzer, Ilsanker, Bruno, Keïta, Schmitz, Gulácsi oder Quaschner zeigten es vor. Im Fall von Omer Damari ging die Reise sogar noch weiter. In Leipzig ein Flop, in Salzburg nicht benötigt – also wurde er nach New York weitergeliehen.

Dass Trainer Oscar García rotiert und sein Missfallen an dieser Situation kundtut, ist verständlich. Allerdings, der Spanier muss gewusst haben, welche Philosophie im Fall des Verpassens der Champions League tragend wird. Auch muss er informiert worden sein, als er seinen Vertrag bis 2018 verlängert hat. In der Welt von Red Bull zählt nur der im Sport generierte, für das Produkt vermarktbare Erfolg – und dafür ist dem Konzern jedes Transfermittel recht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2016)

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