Bei einer Breakout Session wurden Rezepte für das Zusammenleben mit Zuwanderern diskutiert – und eine Standortbestimmung versucht.
Welche Werte sichern unsere Zukunft? Eine Frage, die sich in vielerlei Hinsicht stellt – im konkreten Fall jedoch ist sie auf Integration gemünzt. Genau darauf, welche gemeinsame Wertebasis es braucht, um das Zusammenleben mit Zuwanderern möglichst gut zu gestalten. „Zusammen oder zerrissen“ ist der Übertitel der Breakout Session in der Hauptschule, bei der am Montagnachmittag genau darüber diskutiert wird. Und letztlich vor allem darüber, auf welchem Weg man auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann.
Nahostexpertin Karin Kneissl, die eine von vier Arbeitsgruppen leitet, bringt etwa die unterschiedlichen Attitüden der Menschen im Westen und jener im Nahen Osten zur Sprache. „Hier wartet jeder darauf, dass sich die Regierung um alles kümmert. In Syrien oder dem Libanon gibt es das nicht.“
Dort hätten die Menschen eine andere Mentalität, dass sie nämlich alles selbst in die Hand nehmen. Und das nicht nur deswegen, weil wegen der derzeitigen politischen Lage die staatlichen Einrichtungen auslassen, sondern generell aus einem anderen Werteverständnis heraus. Der Staat spielt eine geringere Rolle, dafür ist etwa Familie als Wert stärker ausgeprägt als in westlichen Gesellschaften. Nicht zuletzt deswegen, meint sie, hätte sich auch der Kommunismus im Nahen Osten nie durchgesetzt – während er in Europa durchaus seine Zeit gehabt habe.
„Man muss die Dinge beim Namen nennen“, sagt Kneissl. Und meint damit zum einen die Standortbestimmung des Westens, zum anderen konkrete Probleme in Sachen Integration. Das ist auch ein Fazit aus der Diskussion in Kneissls Gruppe. Dass man etwa hinterfragen müsse, ob der Welfare State gut für die Integration ist. In anderen, weniger sozial ausgeprägten Staaten, etwa den USA, würden Migranten viel stärker dazu gedrängt, sich zu integrieren – ja sogar, sich zu assimilieren, weil sie sonst in dieser Gesellschaft nicht weiterkommen würden.
Integration dezentralisieren
Aus der Gruppe, die von Michael O'Flaherty, Direktor der EU-Grundrechteagentur, geleitet wird, kommt der Vorschlag, das System der Integration zu dezentralisieren. Denn es sei ein Problem, dass sie von oben verordnet wird – dabei wüssten lokale Communities viel besser Bescheid, was zu tun ist. So gebe es Projekte, bei denen Menschen Flüchtlinge aufnehmen möchten – aber Gesetze genau das verbieten.
Die Gruppe von Ismail Yasin, einem aus Syrien geflüchteten Sprachlehrer, erarbeitet eine praxisorientierte Lösung, wie Wertevermittlung funktionieren könnte. So müsse man über Musik, Essen oder Sport Gemeinsamkeiten schaffen. Eine andere Gruppe führt genau diesen Ansatz in der Idee zusammen, sogenannte „Meeting Cafés“ zu schaffen, in denen Zuwanderern und Alteingesessenen ein Raum für Dialog gegeben wird. Und am Beispiel von Windischgarsten wird auch gleich ein Praxisbeispiel vorgestellt, wo ein solches Projekt schon gut funktioniere.
Gerade bei derartigen praxisorientierten Initiativen warnt Karin Kneissl allerdings davor, dass sie grundsätzlich bestehende Probleme nicht lösen könnten. „Gemeinsam kochen ist schon ok.“ Aber es bestehe dabei die Gefahr, dass man politisch notwendige Debatten dann nicht mehr führt.