Das Geschäft mit den Wildtieren

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Symbolbild (c) APA/AFP/ORLANDO SIERRA (ORLANDO SIERRA)
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Der britische WWF-Chef David Nussbaum über den illegalen Handel von
Wildtieren und Englands Klimapolitik nach dem Brexit.

Seit der Gründung des World Wild Fund For Nature (WWF) im Jahr 1961 ist die Schweizer Organisation dafür bekannt, sich vor allem für die Rettung von Elefanten und Nashörnern einzusetzen. Doch das ist natürlich längst nicht mehr die einzige Aufgabe der Nonprofit-Organisation. David Nussbaum, Geschäftsführer des britischen WWF, kam mit mehreren aktuellen Themen im Gepäck zu den Politischen Gesprächen in Alpbach.

In einer Breakout Session über die Herausforderungen von Umweltschutz und Wirtschaftsförderung sprach er am Montagnachmittag über eine der zentralen Aufgaben des WWF: die Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels vor allem in Afrika. Wilddieberei ist ein großes Geschäft, heute werden rund 17,5 Millionen Euro Umsatz pro Jahr damit gemacht. Noch mehr Geld wird nur mit illegalem Handel von Drogen, Menschen und Falschgeld eingenommen. „Wilddiebe sind nicht bloß ein paar lokale, sehr arme Leute, die hin und wieder einen Elefanten töten, um an etwas Geld zu kommen. Das sind organisierte Verbrecher“, erzählt David Nussbaum. „Noch dazu ist Wilddieberei auch eine Gefahr für jene Menschen, die dazu da sind, die Tiere zu schützen.“ In den vergangenen zehn Jahren seien rund 1000 Ranger bei ihrer Arbeit getötet worden. Die Wildtierjäger würden zudem hoch spezialisierte Waffen, Nachtsichtgeräte und Helikopter nutzen. „Es stellt sich also die Frage, woher sie die bekommen“, so Nussbaum. Schließlich müssen auch die Tiere transportiert werden – daher arbeitet der WWF mit Fluglinien und Reedereien zusammen, um zu verhindern, dass sich diese zumeist unwissentlich zu Komplizen zu machen.

„Die Wilddieberei gefährdet bedrohte Tierarten und zerstört Regionen, die vom Tourismus abhängig sind. Denn wenn erst einmal alle Elefanten getötet sind, wird niemand mehr in diese Länder fahren.“

Größter Wildtiermarkt: China

Es gäbe zwar Gesetze, die die Wilddieberei verbieten, doch um das Problem zu lösen, müsste man vor allem die Nachfrage eindämmen. Der größte Markt für Wildtier-Abnehmer ist derzeit übrigens China.
Der WWF konzentriert sich auch stark auf die Themen Klimawandel und -schutz. David Nussbaum ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass die Pariser Klimaziele, die im vergangenen November vereinbart wurden, auch umgesetzt werden.

Das Brexit-Votum Englands beobachtet David Nussbaum kritisch. Die Regierung seines Landes müsse nun garantieren, dass Großbritannien auch nach dem Ausstieg aus der EU seine hohen Standards von Umweltschutz behält. Das könne gelingen, da der britische Climate Change Act nationales Recht ist und in vielen Punkten weit über die Standards anderer Länder hinaus geht.
David Nussbaum ist bei kleinen Kamingesprächen in Alpbach aufgefallen, dass es vor allem unter jungen Teilnehmern ein großes Interesse an Naturschutz gibt. Es sei allerdings bedenklich, dass Klima- und Umweltschutz weder im Vorfeld des Brexit-Referendums in England noch bei den Präsidentenwahlen in Österreich und der USA Thema waren.

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