Die Politikerin und der "Tagespresse"-Hofnarr

Fritz Jergitsch
Fritz Jergitsch(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Worüber darf man lachen – worüber nicht? "Tagespresse"-Macher Fritz Jergitsch traf auf die Europa-Abgeordnete Elisabeth Köstinger.

Es gibt zwei Menschen, denen muss Fritz Jergitsch wohl besonders dankbar sein. Der eine ist Felix Baumgartner. Bei seinem Stratosphärensprung vor vier Jahren ist Jergitsch zum ersten Mal die Idee gekommen, er könne eine Satirezeitung in Österreich gründen. Der Grund: Er fiel selbst auf eine Falschmeldung herein. „Linie übertreten: Sprung ungültig“, habe der Titel damals gelautet.

Wenig später schrieb er selbst Falschmeldungen, auf die so mancher Leser hereinfiel. Und das bringt uns zur zweiten Person, der Jergitsch dankbar sein sollte – nämlich Edward Snowden. Als die „Tagespresse“ schrieb, der Whistleblower sei in Wien gelandet (weil er auf die Trägheit der Asyl-Behörden vertraut), ging die Nachricht um die Welt. Das Außenministerium musste sie dementieren. Das war das erste Mal, dass die „Tagespresse“ große Aufmerksamkeit bekam.

Neben Extremsportlern und ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern gibt es aber auch eine andere Berufsgruppe, die Satirikern die Basis für gute Arbeit liefert: nämlich Politiker. Eine davon, EU-Parlamentarierin Elisabeth Köstinger, sprach mit Jergitsch über Witze und die Grenze des guten Geschmacks. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Ökosozialen Forum Europa – dessen Präsidentin ist Köstinger übrigens auch. Die Frage, was Satire darf, ließ sich dann allerdings nicht so leicht beantworten. Laut Köstinger müsse eine Demokratie aushalten, dass es tiefe Witze gebe. Aber auch, dass man rechtlich versuchen kann, gegen sie vorzugehen. Jergitsch findet: „Es ist wichtig, dass man sich nachher noch im Spiegel anschauen kann.“

„Wir finden alle gleich schlecht“

Leichter fällt die Definition von Satire: „Das ist immer auch Kritik“, sagt Jergitsch. „So wie mittelalterliche Hofnarren, die die Oberen kritisiert haben.“ Die Protagonisten – ob Politiker oder Politikerin – behandelt Jergitsch übrigens alle auf dieselbe Art, niemand werde bevorzugt: „Wir finden alle gleich schlecht.“ Köstinger bemühte sich dann, Werbung für ihren Berufsstand zu machen: Neben skurrilen Figuren gebe es einige Abgeordnete, denen es um die Sache gehe, mit Visionen.

Trotz allem würde sie sich freuen, selbst einmal in der „Tagespresse“ vorzukommen. „Das bedeutet, man ist aufgefallen.“ Dann klärt Jergitsch einen Mythos auf: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sei „auf alle möglichen Satireseiten“ schon einmal hereingefallen. Auf die „Tagespresse“ aber nicht. „Das tut schon sehr weh.“ (ib)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Karin Kneissl
Home

Der Wohlfahrtsstaat als Hindernis für Integration

Bei einer Breakout Session wurden Rezepte für das Zusammenleben mit Zuwanderern diskutiert – und eine Standortbestimmung versucht.
Zeichen der Solidarität
Home

Ohne Werte ist Europa wertlos

Die Europäische Union steht vor großen Hürden, daran zerbrechen wird sie aber nicht, sagt Michael O'Flaherty, Direktor der EU-Grundrechteagentur. Dank der Menschenrechte.
Home

Lederhose, Dirndl und Politik auf der Bischoferalm

Längst gehört er zum Alpbacher Gesellschaftsprogramm: Die Wien Holding lud auf die Alm zu ihrem traditionellen Empfang.
Migrationsexperte Arnon Mantver
Home

"Die entscheidende Frage ist nicht die Burka"

Integration muss in den Gemeinden stattfinden und kann nicht auf nationaler Ebene entschieden werden, sagt der israelische Migrationsexperte Arnon Mantver. Die Gesellschaften müssten lernen, Unterschiede auszuhalten.
John Keane
Home

Wenn die Demokratie auf Abwege gerät

Das demokratische System zeigt Auflösungserscheinungen. Die Symptome sind Populismus und ein Hang zu autoritären, charismatischen Führern. Die Krankheit aber ist eine Lähmung, die vor vielen Jahren eingesetzt hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.