Treuhand-Mitglied: Opel 2010 überschuldet

Manfred Wennemer
Manfred Wennemer(c) AP (Joerg Sarbach)
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Opel verliere jedes Jahr Milliarden, das sei nicht so bald zu ändern, ist Manfred Wennemer überzeugt. Er stimmte als einziges Mitglied der Opel-Treuhand gegen den Verkauf an Magna.

Einen Tag nach dem vorläufigen Durchbruch im Ringen um Opel hat Treuhand-Mitglied Manfred Wennemer seine Kritik an der Vereinbarung untermauert. "Die (Opel) verlieren Milliarden pro Jahr, das kriegen sie nicht einfach so schnell weg", sagte Wennemer am Freitag. Der Ex-Conti-Chef hatte als einziger in der Treuhandgesellschaft gegen den Verkauf gestimmt. "Wenn sie alle ihre Pläne erreichen, werden sie 2010 überschuldet sein und zum Konkursrichter gehen müssen." Es sei zu erwarten, dass die nächste Regierung das Insolvenzrecht ändern werde, damit Opel länger am Leben gehalten werden könne.

Die Regierung wies die Kritik zurück. "Die ein oder andere Erklärung von Herrn Wennemer ist in der Sache nicht nachvollziehbar", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. Die Lösung für Opel sei gut und wirtschaftlich tragbar. Er ergänzte, Wennemer hätte eigentlich in dem Gremium die Interessen des Bundes vertreten und für den Deal stimmen müssen.

Nach Einschätzung des früheren Chefs des Autozulieferers Continental übernimmt der Staat bei der vereinbarten Lösung einen zu großen Teil des Risikos. "Magna geht nur mit zehn Prozent Eigenkapital rein", sagte Wennemer. Angemessen seien aber Quoten, wie sie etwa bei Dax-Firmen üblich sind. Die deutschen Großkonzerne kommen meist auf eine Eigenkapitalquote von 25 bis 30 Prozent. "Das gesamte Risiko liegt beim Staat."

Die von dem Käuferkonsortium um Magna ausgemachten Chancen im Wachstumsmarkt Russland sieht Wennemer nicht. Opel habe nur einen Niedriglohn-Standort, der liege in Polen. "Das Unternehmen steht daher schlechter da als die Konkurrenz." Es sei zu befürchten, dass Opel neue Werke in Osteuropa aufmachen werde, um die dortigen Märkte zu bedienen, was zulasten der westeuropäischen Standorte gehen werde.

Die von GM gestellte Bedingung, dass Opel nicht auf den Märkten in USA, Kanada, Südkorea und China Autos verkaufen darf, ist aus Wennemers Sicht ein weiterer schwerer Nachteil. "Man hängt auf den Märkten, die nicht wachsen und die laufenden Märkte sind zu".

Branchenexperten zufolge wird der Magna-Deal nur eine vorübergehende Lösung für Opel sein. "Ich glaube, dass Opel in den nächsten fünf Jahren weitergereicht wird", sagte NordLB-Analyst Frank Schwope. "Entweder die Marke landet doch wieder bei General Motors, oder BMW oder Mercedes übernehmen Opel, um eine größere Einheit zu bilden."

(Ag. )

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