ORF-Gebührenerhöhung: ÖVP stellt Bedingungen

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Sommergespr�che(c) ORF (Hans Leitner)
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Grundsätzlich ist die ÖVP offen für eine Erhöhung der ORF-Gebühren, doch diese soll es nur in Kombination mit Reformen geben. Im ORF sucht man unterdessen Direktoren.

Die ÖVP will eine Erhöhung der ORF-Gebühren nur dann mittragen, wenn diese mit Reformen verbunden ist. Eine entsprechende Positionierung soll in der Vorstands- und Parteileitungssitzung am Sonntag bzw. Montag thematisiert werden, kündigte Parteichef Reinhold Mitterlehner an. Eine Gebührenerhöhung könne es nur im Zusammenhang mit Reformen geben, forderte der Vizekanzler.

Kolportiert wird auch, dass bei den Gebühren eine automatische Erhöhung eingeführt werden könne. Die ÖVP spricht sich dagegen aus. "Wir glauben, dass das mit entsprechenden Strukturveränderungen und Reformmaßnahmen verbunden sein muss. Ein Mittragen einer automatischen Gebührenerhöhung scheint uns ausgesprochen problematisch in Zeiten wie diesen", erklärte Mitterlehner.

Zur beruflichen Zukunft des bei der Generaldirektorwahl unterlegenen Richard Grasl äußerte sich Mitterlehner nicht. Dies sei dessen Angelegenheit, meinte der ÖVP-Obmann.

Direktoren gesucht

Im ORF geht unterdessen die Suche nach den Direktoren für die dritte Amtsperiode von Generaldirektor Alexander Wrabetz weiter. Sie werden am 15. September durch den ORF-Stiftungsrat gewählt. Die Bewerbungsfrist endet am 8. September. Umstritten sind die Bestellung des Radiodirektors sowie des burgenländischen Landesdirektors.

Wrabetz sucht für sein Direktorenteam einen Programmdirektor, einen Radiodirektor, einen Kaufmännischen Direktor sowie einen Technischen Direktor.

Zechner Programmdirektorin,  Götzhaber Technik-Chef

Als Fixstarter gelten die amtierende Fernsehdirektorin Kathrin Zechner als Programmdirektorin sowie der derzeitige Technik-Chef Michael Götzhaber als Technischer Direktor. Für die Kaufmännische Direktion sucht Wrabetz noch außer Haus.

Die Funktion des Radiodirektors soll einer der drei Channel Manager im Radio übernehmen. Derzeit sind das Peter Klein bei Ö1, Georg Spatt bei Ö3 und Monika Eigensperger bei FM4. Die besten Chancen auf den Posten hat derzeit Eigensperger, heißt es im ORF.

"ORF-Radio-Direktor ist kein Zweitjob"

Radio-Betriebsrätin und ORF-Stiftungsrätin Gudrun Stindl, die sich beim Generaldirektoren-Duell zwischen Wrabetz und Grasl der Stimme enthielt, lehnt eine solche Teilzeitlösung ab. "Ein ORF-Radio-Direktor ist kein Zweitjob und schon gar nicht zeitlich begrenzt. Radio-Direktor ist ein Vollzeitjob - genauso, wie die Führung von Ö1, FM4 oder Ö3 ein Vollzeitjob ist. Aus meiner Sicht ist es so gut wie unmöglich, dass die Funktion des Radio-Chefs in den nächsten Jahren von einem der Channel-Manager nebenbei erledigt wird. Dazu ist deren Aufgabe inhaltlich wie zeitlich zu fordernd", sagte Stindl dem "Kurier".

Zentralbetriebsratsobmann und Stiftungsrat Gerhard Moser kann mit einer Doppelfunktion hingegen leben, sieht die Frage aber noch nicht endgültig geklärt. "Selbst wenn es zu einer Doppelfunktion kommt, halte ich das immer noch für besser, als gar keinen Direktor zu haben, so hätte es nämlich noch vor wenigen Wochen ausgesehen", erklärte Moser.

Doppelfunktion bedeutet Einsparung von 500.000 Euro

Nebeneffekt einer Personalunion wären Einsparungen in Höhe von 500.000 Euro pro Jahr für Gage und Büro des Radiodirektors. Vor dem ORF-Stiftungsrat soll Wrabetz angekündigt haben, dass die finanziellen Einsparungen bei einer solchen Lösung in die Sanierung prekärer Arbeitsverhältnisse fließen sollen.

Moser: "Um es klipp und klar zu sagen: Mir ist es lieber, das Geld landet in der Belegschaft als im Direktorium. Und im übrigen kann ich mir durchaus vorstellen, dass bei einer effizienten Arbeitsorganisation auch die Doppelfunktion machbar ist."

Ströbitzer und Papst ebenfalls interessiert

Mit Spannung wird im ORF erwartet, ob sich weitere Interessenten - außerhalb des Channel-Manager-Kreises - für den Posten bewerben werden. Infrage dafür kämen der frühere Radiochefredakteur und nunmehrige Projektleiter des neuen multimedialen Newsrooms, Stefan Ströbitzer, sowie der burgenländische Landesdirektor Karlheinz Papst.

Burgenland-Direktor muss auf Wunsch der Politik gehen

Papst soll auf Wunsch der SPÖ Burgenland und ihres Stiftungsrats Martin Ivancsics als Landesdirektor abgelöst werden. Die burgenländische SPÖ fühlt sich seit dem Landtagswahlkampf im Vorjahr und seit Bestehen der Koalition mit der FPÖ vom ORF schlecht behandelt.

Laut Ivancsics brauche es einen "Erneuerungsschub" im Landesstudio, um neue Herausforderungen wie die Digitalisierung der Radiofrequenzen zu meistern, wie der rote Stiftungsrat jüngst im "Kurier" zitiert wurde. Und wenn man einen Job "länger als zehn Jahre" mache, beginne man irgendwann "zu verwalten", meinte Ivancsics in Richtung Landesdirektor Papst. Er rechne jedenfalls mit "sechs bis sieben Bewerbern".

Dass Ivancsics bei der Wahl des Generaldirektors seine Stimme für Wrabetz mit dem Wunsch nach einer Ablöse des im roten Burgenland in Ungnade gefallen Papst junktimiert habe, dementierte dieser freilich.

Als Wunschkandidat Ivancsics', der zehn Jahre lang das Büro von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) geführt hatte, wird Werner Herics kolportiert, der zuletzt als Leiter Organisation im Standortprojekt fungierte. Neben dem SPÖ-Favoriten gilt Doris Fennes-Wagner als aussichtsreiche Anwärterin für den Landesdirektoren Job. Fennes-Wagner war Programmchefin und Redakteurin im Landesstudio Burgenland und arbeitet derzeit als Gleichstellungsbeauftragte des ORF.

Auch in Salzburg soll es Wechsel geben

Offen sind derzeit noch weitere Veränderungen in den ORF-Landesstudios. Als Fixstarter galten zuletzt lediglich Markus Klement in Vorarlberg sowie Karin Bernhard in Kärnten. In Salzburg soll der noch unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellte Roland Brunhofer auf Wunsch von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer seinen Sessel räumen und in eine neue Position ins ORF-Zentrum nach Wien wechseln.

(APA)

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