Fachkräfte-Mangel als Bremsklotz

Symbolbild.
Symbolbild.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die heimischen Familienbetriebe brauchen qualifizierte Mitarbeiter, um zu wachsen.

Wien. 80 Prozent der heimischen Unternehmen sind in Familienbesitz – das sind 240.000 Betriebe, die 70 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. Die Liste ist lang und reicht, um nur einige bekannte zu nennen, von Darbo (Marmelade) über Glock (Waffen), Kapsch (Elektronik/Mautsysteme), Mayr-Melnhof (Karton), Piëch/Porsche (Auto) bis zu Riedel (Glas), Swarovski (Optik/Schmuck) und Zumtobel (Licht).

Was treibt diese in zweiter oder dritter Generation geführten „Flaggschiffe“ an? Schließlich agieren sie anders als „normale“ Unternehmen. Geprägt von langfristigem Denken stehen sie für Tradition. Dazu kommt eine ausgeprägtere Identifikation mit dem Unternehmen. Damit liegen auch die Nachteile auf der Hand: Die Nachfolgeplanung gestaltet sich oft nicht einfach, vor allem, wenn die Gefahr droht, dass Konflikte in der Familie in das Unternehmen hineingetragen werden.

Wenn es um Rahmenbedingungen wie Konjunkturlage, Exporthürden, Steuerquoten, Arbeitskosten oder Kreditbeschaffung geht, sind Familienunternehmen aber wie alle anderen Firmen gefordert. Umso erfreulicher sind die Ergebnisse des European-Family-Business-Barometers, das von der KPMG nun zum fünften Mal erarbeitet worden ist.

Mehrheit ist optimistisch

Die Kernaussage: Fast drei Viertel (69 Prozent) der Familienbetriebe sind optimistisch, was die künftige Entwicklung betrifft. Österreich liegt damit etwas unter dem europäischen Schnitt von 72 Prozent. 2014 war die Skepsis größer, obwohl die Herausforderungen jetzt nicht geringer und die wirtschaftliche Lage nicht viel besser ist. Damals waren 60 Prozent der Firmen positiv bestimmt.

Was die wirtschaftliche Lage betrifft, konnten 67 Prozent den Umsatz in den letzten zwölf Monaten steigern, 26 Prozent hielten ihn stabil. Lediglich sieben Prozent verzeichneten einen Umsatzrückgang. Im europäischen Schnitt erreicht nur jeder zweite Betrieb ein Umsatzplus, bei 16 Prozent der Firmen gab es einen Rückgang.

Um die Rentabilität in den nächsten zwei Jahren zu steigern – wichtigstes Ziel für 52 Prozent –, setzen die Unternehmen auf Innovation und verstärkte Aktivitäten im Ausland. So gut wie alle wollen deshalb auch mehr investieren. Der größte Bremsklotz ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Die Begründung dafür sollte der Politik zu denken geben: Die Attraktivität des heimischen Arbeitsmarkts sinke, sagt ein Drittel der Unternehmer.

Dazu kommen die zunehmende Konkurrenzsituation und steigende Lohnnebenkosten. Aber auch im Unternehmen lauern Gefahren: Nicht immer klappe der Austausch zwischen den Generationen. Auch mache der Zwang zur Übernahme den jungen Familienmitgliedern Sorgen, heißt es in der Studie. Deshalb haben 88 Prozent der Familienbetriebe auch externe Manager engagiert. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Familienbetriebe suchen händeringend nach Fachkräften

Einer KPMG-Umfrage zufolge blicken 69 Prozent der österreichischen Familienbetriebe optimistisch in die Zukunft. Allerdings bereitet die Suche nach geeignetem Personal zunehmend Sorgen.
Österreich

Schwierige Lehrlingssuche: "Stadt stärker betroffen als Land"

Problemgruppen seien in den heimischen Ballungsräumen laut Wirtschaftskammer überrepräsentiert. Zudem herrsche ein starker Trend zu höherer Schulausbildung.
Österreich

Heimat bist du großer Talente? Nicht mehr

2006 war Österreich das weltweit beste Pflaster für talentierte Fachkräfte. Heuer reicht es im Ranking der IMD Business School nur für Platz 19.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.