Abgasskandal: VW-Ingenieur bekennt sich schuldig

Volkswagen
Volkswagen(c) APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi (Arno Burgi)
  • Drucken

Nach dem 15-Milliarden-Vergleich will ein langjähriger Mitarbeiter auspacken: Er sei Teil einer Verschwörung zur Manipulation von Tests gewesen.

Im Dieselskandal wird es für VW in den USA nun auch strafrechtlich ernst: Nach dem 15-Milliarden-Vergleich mit Zivilklägern will im Zuge einer ersten Strafanzeige ein langjähriger Mitarbeiter bei den Ermittlungen der US-Justiz wegen krimineller Vergehen auspacken.

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat sich in den USA nach einer ersten Strafanzeige ein langjähriger VW-Mitarbeiter schuldig bekannt. Das teilte das US-Justizministerium am Freitag mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Der Ingenieur habe zugesichert, der Regierung bei den weiteren Ermittlungen zu helfen. Damit haben die seit fast einem Jahr andauernden Ermittlungen der US-Justiz erstmals ernsthafte Konsequenzen auf strafrechtlicher Ebene.

Teil einer Verschwörung in Wolfsburg und denm USA

Der 62-Jährige aus Kalifornien gab nach Angaben des Ministeriums zu, am Konzernsitz in Wolfsburg und später in den USA Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei es gewesen, durch die Entwicklung spezieller Software zur Manipulation von Emissionstests US-Behörden und Kunden hinters Licht zu führen.

Der Mann sei von 1983 bis Mai 2008 bei der Volkswagen AG in Wolfsburg angestellt gewesen. Danach sei der Ingenieur in die Vereinigten Staaten gezogen, um bei der Einführung der "Clean Diesel" genannten Marktoffensive mitzuarbeiten. Im VW-Testlabor in Oxnard, Kalifornien, habe er bis zur Anklage einen gehobenen Posten ("Leader of Diesel Competence") bekleidet.

Die Strafanzeige datiert bereits vom 1. Juni, wurde aber erst jetzt im Zuge der Einigung mit den Behörden öffentlich gemacht. Dem Angeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Die Entwicklung der Schummelprogramme für den US-Markt hat dem Mann zufolge etwa 2006 in der Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren begonnen. Grund sei die Erkenntnis gewesen, dass man die strengeren US-Emissionsstandards auf legalem Wege nicht hätte einhalten können.

Der Mitarbeiter sei im Rahmen des Zulassungsverfahrens von Dieselwagen in den USA auch persönlich bei Gesprächen zwischen VW-Vertretern und den Umweltbehörden anwesend gewesen, bei denen falsche Aussagen zum Schadstoffausstoß der Autos gemacht worden seien.

Der Fall wird bei einem Bezirksgericht in Detroit, Michigan, vor dem Richter Sean F. Cox verhandelt.

VW will kooperieren

Eine Sprecherin von VW teilte mit, dass das Unternehmen bei der Aufarbeitung weiterhin mit dem US-Justizministerium kooperieren werde. Darüber hinaus könne man sich nicht äußern.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Emissionstests getrickst zu haben. Betroffen sind Hunderttausende Dieselwagen, die mit einer Manipulations-Software ausgestattet wurden. Mit Hunderten US-Zivilklägern hat sich der Konzern bei den meisten Fahrzeugen bereits auf einen Vergleich über bis zu 15,3 Milliarden Dollar (aktuell 13,6 Mrd. Euro) geeinigt.

Inwieweit Aussagen des Ex-Mitarbeiters Volkswagen nun zusätzlich belasten könnten, ist schwer einzuschätzen. Im August hatte das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider berichtet, der Konzern befinde sich bereits in Gesprächen mit dem US-Justizministerium, um auch die strafrechtlichen Ermittlungen mit einem Vergleich beizulegen. Die Parteien befanden sich demnach bereits in vorläufigen Verhandlungen und strebten einen Kompromiss bis Ende des Jahres an.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Themenbild: Dieselskandal
International

E-Auto predigen, Diesel verkaufen

Ein Jahr nach Bekanntwerden von Abgasmanipulationen durch VW in den USA kommt die Aufarbeitung des Dieselskandals erst richtig in Gang.
International

Der Betrug beim Inbegriff automobiler Spießbürgerlichkeit

Die Dieselmanipulationen kosteten den VW-Konzern Image und Milliarden. Am Ende könnte aber die Umwelt profitieren.
FILES-GERMANY-EU-VOLKSWAGEN-EMISSIONS-POLLUTION-DIESEL
Österreich

Weitere Bundesländer verklagen Volkswagen

Inzwischen liegen 450 Schadenersatzklagen vor.
International

U-Ausschuss zu VW: Ruf nach Transparenz

Der Untersuchungsausschuss des Europaparlaments zum VW-Abgasskandal kritisiert die Zusammenarbeit mit der Kommission.
International

Abgas-Skandal: EU-Kommission droht Staaten mit Verfahren

Die EU-Kommission will bald über mögliche Verfahren gegen Staaten entscheiden, die die europäische Abgasgesetzgebung nicht durchsetzen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.