Staatsdruckerei: Im Dienste der Sicherheit

Die Staatsdruckerei produziert Hochsicherheitsdokumente wie den Reisepass mit Chip.
Die Staatsdruckerei produziert Hochsicherheitsdokumente wie den Reisepass mit Chip. (c) Clemens Fabry
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Der Konzern hat 200 Jahre Erfahrung mit Sicherheitsdruck. Jetzt soll er bei der Bundespräsidentenwahl einspringen.

Wien. Keine Frage, das Unternehmen hat gerade einen Lauf. Das vergangene Geschäftsjahr 2015/2016: Da konnte die Österreichische Staatsdruckerei ein „ausgezeichnetes Geschäftsergebnis“ erzielen. So steht es jedenfalls im neuen Geschäftsbericht. Und: „Die Österreichische Staatsdruckerei ist klar auf Wachstumskurs“ – sowohl im In- als auch im Ausland. Der Umsatz legte also um 13 Prozent auf 40,5 Mio. Euro zu, das Ebit wuchs um elf Prozent auf sechs Millionen Euro.
Und dann, gestern, die Ansage von ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka: Die Bundespräsidentenwahl wird wie erwartet verschoben – er werde, sagte Sobotka, die Österreichische Staatsdruckerei mit der Herstellung der Wahlkarten beauftragen.

Qualitätskontrolle

Man wird sehen, wie der Auftrag konkret aussehen wird. Ob die Staatsdruckerei tatsächlich mit der Herstellung beauftragt wird oder ob sie beim Herstellungsprozess lediglich die Qualitätskontrolle übernimmt. Wie auch immer: Sobotka weiß wohl, wieso er die Angelegenheit in die Hände des international tätigen Unternehmens mit Sitz in Wien Liesing legt.

Die Österreichische Staatsdruckerei verfügt über mehr als 200 Jahre Erfahrung auf den Gebieten Identitätsmanagement und Sicherheitsdruck. Die rund 140 Mitarbeiter produzieren Hochsicherheitsdokumente wie den Reisepass mit Chip und biometrischen Sicherheitsmerkmalen, den Scheckkarten-Führerschein, den Personalausweis – um nur die wichtigsten Produkte zu nennen. Darüber hinaus berät die Staatsdruckerei bei der Entwicklung, Implementierung und Verwaltung von sogenannten Identitätsmanagementsystemen. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Produktion von fälschungssicheren Blankosicherheitsdokumenten und anderen Hochsicherheitsdruckprodukten.

Millioneninvestitionen

Dafür wird auch laufend am Wiener Standort investiert: Im vergangenen Geschäftsjahr wurden dafür gut drei Millionen Euro lockergemacht – ein Großteil davon ging in eine moderne Stichtiefdruckmaschine. Hintergrund: Stichtiefdruck ist eines der wichtigsten Sicherheitsmerkmale für Dokumente.

Die Gruppe hat Kunden in mehr als 60 Ländern auf fünf Kontinenten. Ob Kaiser Franz I. das ahnte, als er das Unternehmen 1804 per Dekret gründete? Seitdem hat die Staatsdruckerei sich jedenfalls gravierend verändert. Nicht zuletzt aufgrund der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1997, unter SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky. Es war die Vorbereitung zur Privatisierung. Diese erfolgte im Jahr 2000 durch die Vorstände der Staatsholding ÖIAG, Rudolf Streicher und Johannes Ditz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2016)

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