Ein Jahr nach der Pleite: Was wurde aus Richard Fuld?

Richard Fuld
Richard Fuld(c) Reuters (Jonathan Ernst)
  • Drucken

Nach dem 15. September 2008 war er der meistgehasste Amerikaner: Ex-Lehman Brothers-Chef Richard Fuld. Ein Jahr nach der Pleite ist es still um ihn geworden. Fuld fühlt sich unschuldig am Niedergang seiner Bank.

"Man sucht jemanden, den man verantwortlich machen kann, und das bin ich". So sieht sich der ehemals mächtige Bankenchef Richard Fuld ein Jahr nach der Pleite seiner Bank Lehman Brothers selbst. "Alle haben sie auf mich eingeprügelt, sie sind über mich hergezogen - und jetzt wird es wieder passieren", ist Fuld in einem Interview mit Reuters überzeugt.

Dass sich Fulds Leben nach dem 15. September 2008 schlagartig geändert hat, wird sofort klar, als ihn eine Reuters-Reporterin vor wenigen Tagen in seinem Landhaus im kleinen Ort Ketchum im US-Bundesstaat Idaho aufspürt. "Sie haben keine Pistole dabei - das ist gut", ist Fulds Begrüßung.

Er war nach der Lehman-Pleite der wohl meistgehasste Mann Amerikas. Als er im Jänner 2009 vor dem US-Kongress aussagen musste, wurde er mit rosafarbenen Schildern empfangen: "Schande" stand darauf zu lesen.

"Herz herausreißen und essen"

Seine Sprache hat sich jedenfalls geändert. Früher drohte er Investoren, die auf fallende Lehman-Kurse setzten, mit Sprüchen wie: "Wenn ich einen von ihnen finde, will ich ihm das Herz herausreißen und es vor seinen Augen essen, während er noch lebt". Er sprach die Sprache des Krieges: Mitarbeiter waren seine Truppen.

Ein Jahr nach seinem Fall hält er sich jedoch bedeckt. Er verliert kein böses Wort über den ehemaligen US-Finanzminister Hank Paulson, der eine Rettung von Lehman Brothers verhinderte. Stattdessen hält er still und gibt sich unschuldig: "Am Ende werden die Guten siegen".

Fuld, der seit 1994 bei Lehman an der Spitze gestanden war, arbeitet dem "Handelsblatt" zufolge heute als Berater der Investmentfirma Matrix Advisors. Er pendelt täglich nach Manhattan, um Matrix-Kunden zu treffen.

Fuld ist kein armer Mann

Eines steht aber auch fest. Richard Fuld ist nach der Lehman-Pleite keineswegs ein armer Mann. Im August 2009 verkaufte er laut "Süddeutsche" seine Eigentumswohnung in Manhattan für 26 Millionen Dollar. Damit machte ausgerechnet der über die Immobilien-Blase gestolperte ehemalige Lehman-Chef einen guten Schnitt: Denn gekauft hatten die Fulds die Wohnung 2007 für 21 Millionen.

Bereits im November 2008 sorgte er für Aufsehen, als er sein 13 Millionen Dollar teures Villenanwesen auf Jupiter Island in Florida für 100 Dollar an seine Frau verkaufte. Fuld wollte sich damit wohl gegen Schadensersatzforderungen absichern, zu denen es aber bisher nicht gekommen ist.

(phu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

''9/15'' - die Lehman-Pleite

Was damals wirklich geschah

Lehman-Pleite
New Articles

Zu groß: "Die Citigroup sollte es nicht geben"

Keine Bank sollte so groß sein, dass man ihren Zusammenbruch auf jeden Fall verhindern muss, sagt Finanzhistoriker Niall Ferguson. "Die Citigroup sollte es nicht geben, die Bank of America ist zu groß", so Ferguson.
Barack Obama
International

Obama: "Zeit der unkontrollierten Exzesse ist vorbei"

Nach der Rettung der Finanzbranche fordert der US-Präsident nun einschneidende Reformen zur schärferen Kontrolle. Die Notwendigkeit, öffentliche Gelder in den Sektor zu pumpen, schwinde allmählich.
ARCHIV - Die Zentrale der Investmentbank Lehman Brothers in New York, aufgenommen am 15. Sept. 2008.
Geld & Finanzen

Lehman: Österreichs Finanzwirtschaft verliert 615 Mio. Euro

Die österreichischen Banken mussten bis dato rund 470 Millionen Euro und die Versicherungen rund 145 Millionen Euro abschreiben.
Die Krise?
Home

Finanzkollaps: Ein Jahr Krise und fast nichts gelernt

Ein Jahr nach der Lehman-Pleite sind die Ursachen der schwersten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren noch immer nicht beseitigt. Fest steht: Die Katastrophe hat sich schon seit Jahren aufgebaut.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.