Euronet verlangt bisher als einziger Anbieter in Österreich Gebühren für die Bargeldabhebung. Nun nahm er das erste Mal Stellung dazu.
Der US-amerikanische Bankomatbetreiber Euronet preschte Anfang Juli als erster Bankomatbetreiber in Österreich mit der direkten Verrechnung von Gebühren bei Geldbehebungen vor. Seither müssen Kunden für jede Behebung an Euronet-Geräten 1,95 Euro bezahlen - unabhängig von der abgehobenen Summe. Im APA-Gespräch nahm Euronet das erste Mal Stellung zu diesem Thema.
Der mediale Sturm, der durch die Gebühren losgelöst wurde, habe Euronet auch Einnahmen gekostet, gesteht der für Österreich zuständige Manager Martin Croot ein.
"Setzen nur Richtlinien um"
Die Anfang Juli erfolgte Einführung von Gebühren begründete Croot damit, dass die Kreditkartengesellschaften Visa und Mastercard die Regeln für die Verrechnung von "Interchange Fees" geändert hätten. Dadurch hätten sich in Österreich für über 80 Prozent der Euronet-Transaktionen die Gebühren halbiert. "Wir setzen nur Richtlinien um", sagte Croot. Euronet habe als Finanzdienstleister nicht - wie die Banken - die Möglichkeit, die durch das Einmieten, Aufstellen und Betreiben der Geldautomaten entstehenden Kosten mit anderen Einnahmen zu kompensieren.
Ein von der SPÖ gefordertes gesetzliches Verbot für Bankomatgebühren hält Croot freilich nicht für sinnvoll. Es würde nur dem Wettbewerb schaden. "Niemand ist verpflichtet, bei uns abzuheben", so der Euronet-Manager.
Croot und sein Kollege Daniel Menzel gehen dennoch davon aus, dass sich die direkte Verrechnung von Geldbehebungsgebühren längerfristig auch in Österreich durchsetzen wird. "Die Leute werden sich daran gewöhnen. Es geht in diese Richtung. Wir sind überzeugt davon", sagte Croot. In allen anderen 20 europäischen Ländern, wo Euronet Gebühren verrechnet, habe es keine Diskussion gegeben.
Auch an den Euronet-Standorten in Österreich erhöhe sich die Akzeptanz, für das Abheben auch zu bezahlen, meinte Menzel. "Wir beobachten, dass sich die Abbruchquoten mit der Zeit verringern", so Menzel. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Menschen angesichts von Schließungen von Bankfilialen keine Alternativen mehr hätten. Hier springe Euronet ein.
Keinen Änderungsbedarf für Euronet sieht Menzel hinsichtlich der ebenfalls diskutierten verpflichtenden Kennzeichnung von gebührenpflichtigen Bankomaten. Schon jetzt dürfe man das grün-blaue Bankomat-Logo nicht verwenden, da dies den heimischen Banken vorbehalten sei. Euronet-Geräte wären also aufgrund ihrer speziellen Beschriftung schon jetzt als solche erkennbar, zudem habe man auf die Kritik sehr schnell reagiert und die Transparenz erhöht. Der Hinweistext, der im Zuge der Geldbehebung auf dem Display des Bankomaten auf die anfallenden Gebühren hinweist, sei verkürzt, die Schrift vergrößert und der Text prominenter platziert worden.
Keine Gebühren an Merkur-Standorten
In der Zwischenzeit habe auch der Einzelhandelskonzern Rewe die Kündigung der Verträge mit Euronet wieder zurückgezogen, so Menzel. Dies wurde von Rewe gegenüber der APA auch bestätigt. Grundbedingung für die Rücknahme sei die Zusicherung von Euronet gewesen, an den sechs betroffenen Merkur-Standorten keine Gebühren einzuheben, sagte Rewe-Sprecherin Ines Schurin auf Anfrage.
Euronet betreibt nach eigenen Angaben österreichweit 96 Standorte, die meisten in den Tourismuszentren von Wien, Salzburg und Tirol. Sechs Mitarbeiter seien damit beschäftigt, neue Standorte zu finden, so Menzel.
(APA)