Metaller-Lohnrunde: Gewerkschaft will kräftiges Plus

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Während die Gewerkschaft das anziehende Wirtschaftswachstum ins Treffen führt, argumentieren die Arbeitgeber mit stark sinkenden Exportquoten.

Wien. Im Vorjahr wurde verbissen gekämpft und taktiert: 16 Runden brauchte es, bis sich die Sozialpartner auf einen Lohnabschluss für die 180.000 Beschäftigten in der Metallindustrie einigten. Auch heuer sind bei der am 26. September beginnenden Lohnrunde, die Signalcharakter für die gesamte heimische Industrie hat, harte Bandagen programmiert. Denn die Inflation, auf die die Forderung der Gewerkschaft nach wie vor setzt, ist niedrig – mit durchschnittlich 0,8 Prozent sogar niedriger als im Vorjahr, in dem der Jahresschnitt bei 0,9 Prozent gelegen ist.
Der Mindestlohn wurde im Vorjahr um 1,5 Prozent angehoben. Mit einem Mindestgrundgehalt von 1750 Euro liegen die Metaller über etlichen anderen Branchen.

Eine Zahl werden die Verhandlungsleiter der Gewerkschaft, Rainer Wimmer (Pro-GE) und Rudi Wagner (GPA-djp), traditionsgemäß bei der ersten Runde nicht vorlegen. Aber sie machen die Richtung unmissverständlich klar: „Die Wirtschaftsdaten zeigen einen soliden Aufwärtstrend. Das Wirtschaftswachstum hat wieder Fahrt aufgenommen, die Produktivität ist gestiegen und die Inflation weiterhin niedrig. Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen für eine ordentliche Erhöhung der Löhne und Gehälter“, betonen Wimmer und Wagner. In der Tat prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) für heuer ein reales BIP-Wachstum von 1,7 Prozent. Damit die Arbeitnehmer etwas im Börsel haben, müssten schon zwei bis drei Prozent drin sein, wird hinter vorgehaltener Hand signalisiert.

Die Arbeitgeber sehen dies naturgemäß anders. Für Christian Knill, Obmann des Fachverbands Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), der mit rund 120.000 Beschäftigten der größte der sechs Metaller-Verbände ist, sprechen die Fakten: „Wir haben in unserer Branche jetzt ein Nullwachstum und viele unserer Exportmärkte wie Russland oder Großbritannien sind extrem schwierig“, sagt er zur „Presse“. Das Exportvolumen sei allein nach Russland von 1,4 Mrd. Euro auf 400 Mio. Euro geschrumpft. „Alles andere als ein moderater Abschluss ist Gift für den Standort.“

An der im Juni erzielten Einigung zur Arbeitszeitflexibilisierung wollen beide Seiten festhalten. Die Normalarbeitszeit kann über das Jahr verteilt werden, sodass im Schnitt 38,5 Wochenstunden herauskommen. Zeitzuschläge für Mehrarbeit (ab der 40. Wochenstunde) werden auf ein Konto gebucht. Der Beschäftigte kann zwischen Auszahlungen und Freizeit wählen, wobei Zeitausgleich attraktiver ist. In Krisen kann kürzer gearbeitet werden – es werden praktisch Negativstunden gesammelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2016)

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