Notenbank-Angriff "unangenehm, nicht gefährlich"

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Wieder sollen türkische Nationalisten eine österreichische Website angegriffen haben. Das Computer-Notfallteam erkennt den Trend, dass Staaten zuletzt öfter Hacker engagierten.

Wien. In der Nacht auf Samstag erhielt der Bereitschaftsdienst für die IT-Infrastruktur der Österreichischen Nationalbank einen automatisierten Weckruf: Die Website des Unternehmens brach, wie jetzt erst bekannt wurde, unter der Last von Millionen Seitenaufrufen zusammen. Etwa eineinhalb Stunden lang setzte das digitale Bombardement den Internetauftritt der Bank außer Gefecht.

Danach fand man schließlich eine Lösung für das Problem, das Geldinstitut der Republik ging wieder online. „Unangenehm, aber nicht gefährlich.“ So lautet die offizielle Beurteilung des Vorfalls seitens der Institution. Die Website des Unternehmens wird von Bürgern, Banken und Wirtschaftstreibenden als Quelle für Statistiken im Geldverkehr genutzt, sicherheitsrelevant für den Betrieb ist sie jedoch nicht.

Bemerkenswert ist der Vorfall jedoch in einem anderen Zusammenhang. Der Angriff sei, das glaubt der „Kurier“, einer nationalistischen Hackergruppe aus der Türkei zuzuschreiben, die es vor zwei Wochen schon einmal in Österreich versucht hat, und zwar am Flughafen Wien. Damals ging die Website jedoch nicht einmal offline. Seither gibt es Spekulationen darüber, ob das angespannte Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei als Motiv für die Angriffe taugt.

Regelmäßig ähnliche Attacken

Zumindest die Großwetterlage im sogenannten Cyberraum spricht dafür. „Wir beobachten derzeit generell den Trend, dass Staaten in diesem Zusammenhang im Internet aktiv sind, die Arbeit jedoch andere machen lassen“, sagt Othmar Lendl. Er ist Teamleiter bei Cert.at. Das ist das österreichische Internet-Krisenteam, das auch am Wochenende von der Nationalbank unmittelbar über den Vorfall informiert wurde. Auch wenn Lendls Beobachtungen nichts über den konkreten Einzelfall aussagen – die Ermittlungen dazu führt der Verfassungsschutz: Sein Lagebild ist schlüssig. In Internetforen werden entsprechende Dienstleistungen fast schon zu Schleuderpreisen angeboten. Mit wenigen Hundert Euro kann man Angriffe bestellen, die auch größere Websites lahmlegen.

Außergewöhnlich seien solche Vorfälle wie bei der Nationalbank jedoch nicht. „Wir beobachten schon länger ein Grundrauschen vergleichbarer Angriffe“, sagt Lendl. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2016)

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