Inzwischen liegen 450 Schadenersatzklagen vor.
Frankfurt. Wegen der Kursverluste der VW-Aktie nach Bekanntwerden des Dieselskandals verklagen nun auch Hessen und Baden-Württemberg Volkswagen auf Schadensersatz. Wie viele andere Anleger werfen die Länder dem Wolfsburger Konzern vor, zu spät über die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren informiert zu haben. Dadurch sei Fonds zur Versorgung der Beschäftigten von Hessen und Baden-Württemberg, die in VW-Aktien investiert waren, ein Schaden entstanden. „Auf dessen Ersatz klagen wir nun“, erklärte Hessens Finanzminister, Thomas Schäfer.
Er bezifferte den Verlust aus der Veräußerung der VW-Aktien auf 3,9 Mio. Euro. Für Baden-Württemberg belaufe sich der Schaden auf 400.000 Euro, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums in Stuttgart. Bereits im August hatte Bayern eine Klage seines Pensionsfonds gegen VW angekündigt. Wegen des Dieselskandals haben weltweit Investoren und Kleinanleger milliardenschwere Schadenersatzklagen gegen VW eingereicht. Dazu gehören große US-Pensionsfonds, der Norwegische Staatsfonds, aber auch der Versicherungskonzern Allianz und die Dekabank. Zuletzt hat sich der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock den Klagen angeschlossen.
Beim Landgericht Braunschweig, bei dem die Fälle gesammelt werden, liegen inzwischen 450 Schadensersatzklagen vor. „Am Montag erwarten wir noch einen Schwung.“ Viele Anleger wollten eine mögliche Verjährungsfrist nicht verstreichen lassen. Vor fast genau einem Jahr, am 18. September 2015, hatte die US-Umweltbehörde EPA die Abgasmanipulation von VW öffentlich gemacht. Erst zwei Tage später räumte VW die Anwendung einer Betrugssoftware ein. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2016)