Sprengfallen in Manhattan und New Jersey dürften das Werk des 28-jährigen eingebürgerten Ahmad Khan Rahami gewesen sein. Nach einem Feuergefecht wurde er festgenommen.
Washington. Der mutmaßliche Bombenleger, der seit Samstag mit vier Sprengfallen im Großraum New Yorks für Schrecken gesorgt hat, ist gefasst: Am Montagvormittag überwältigten US-Polizeikräfte den 28-jährigen gebürtigen Afghanen Ahmad Khan Rahami in der Gemeinde Linden im US-Teilstaat New Jersey. Angeblich war es zuvor zu einem Feuergefecht gekommen; die näheren Umstände waren vorerst nicht bekannt.
Die Anschlagserie hat am Samstagmorgen begonnen: An der Startlinie eines Benefizlaufes für das U.S. Marine Corps in der Gemeinde Seaside Park im US-Teilstaat New Jersey detoniert eine Rohrbombe in einem Mistkübel. Zu Schaden kam dabei niemand – anders als am Abend desselben Tages zwei Autostunden weiter nördlich im Manhattaner Stadtteil Chelsea, als ein aus einem Druckkochtopf gebastelter Sprengkörper explodierte und 29 Menschen verletzte (sie haben alle bereits das Krankenhaus verlassen). Kurz darauf entschärften die Einsatzkräfte ebenfalls in Chelsea eine weitere Bombe, wenige Straßen vom Anschlagsort entfernt. Und in der Nacht auf Montag fanden Passanten beim Bahnhof der Stadt Elizabeth in New Jersey nahe Manhattan eine Sporttasche mit fünf Rohrbomben samt Zündvorrichtung. Als der Roboter eines Entschärfungsteams eine davon außer Betrieb setzen wollte, explodierte sie.
„Bewaffnet und gefährlich“
Die Behörden hielten sich übers Wochenende zum Verdacht eines terroristischen Zusammenhangs bedeckt. Am Montag präsentierten sie Rahami als Tatverdächtigen. Er sei vermutlich „bewaffnet und gefährlich“, sagte New Yorks Bürgermeister, Bill de Blasio. Wer ihn sehe, solle sofort den Notruf wählen.
Fünf weitere Personen waren zuvor in Gewahrsam genommen und befragt worden. Aus Ermittlerkreisen hieß es, es werde nicht von einem Einzeltäter ausgegangen.
Die Rahamis betrieben in Elizabeth – dem jüngsten Fundort von Sprengfallen – ein Imbissrestaurant namens „First American Fried Chicken“. Laut „New York Times“ gab es rund um dieses Etablissement wiederholt Streit mit den Anrainern und der Stadtverwaltung. Rahamis Vater, Mohammed, habe das Lokal vor etwa einem Jahrzehnt eröffnet und seine Söhne dort beschäftigt, sagte der Bürgermeister der rund 128.000 Einwohner zählenden Stadt. Es sei rund um die Uhr geöffnet gewesen, oft sei es spät nach Mitternacht laut zugegangen. Ein Nachbar erklärte gegenüber der „Times“, er habe Gäste des Lokals dabei erwischt, wie sie in seinen Vorgarten urinierten.
Familie stritt mit Nachbarn und Ämtern
Die Gemeinde habe auf Beschwerden der Nachbarn reagiert und die Rahamis angewiesen, das Restaurant um 22 Uhr zu schließen. Doch die Familie hielt sich nicht daran, und als die Polizei nach einer erneuten Anzeige wegen Ruhestörung einschritt, begann einer der älteren Brüder des mutmaßlichen Bombenlegers, auf die Beamten einzuprügeln. Er wurde verhaftet und gegen Kaution freigelassen, doch ehe der Fall vor Gericht kam, floh dieser Bruder nach Afghanistan.
Die Rahamis verklagten daraufhin die Stadt, den Bürgermeister und rund 20 Polizisten wegen angeblicher fremdenfeindlicher Diskriminierung. „Das hatte nichts mit seiner Herkunft oder Religion zu tun“, sagte der Bürgermeister. „Es ging um Lärm und Menschenansammlungen auf der Straße.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2016)