Als erster und prominentester der mehr als 130 geladenen Zeugen trat der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl auf.
Graz. „Ich habe über den Funk der Polizei mitgehört, dass der Fahrer in Richtung Innenstadt fährt, da habe ich mich schon darauf eingestellt, dass es einer der schlimmsten Tage in meinem Leben und auch in meiner politischen Laufbahn wird.“ Mit diesen Worten schilderte der Grazer ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl am Dienstagnachmittag als erster Zeuge im Amokfahrer-Prozess die Momente, in denen auch er selbst in großer Gefahr schwebte.
Er sei am 20. Juni des Vorjahres, es war ein sonniger Mittag, mit seiner Vespa unterwegs gewesen. „Da habe ich einen unglaublich lauten Knall gehört, sogar durch den Sturzhelm.“ Er sei stehen geblieben, habe Personen „wie Puppen“ am Gehsteig liegen sehen. Dann habe ein Fahrzeug „mit unglaublicher Geschwindigkeit beschleunigt“. Nagl: „Ich dachte an Fahrerflucht, dann fuhr das Fahrzeug aber auf das nächste Opfer zu.“ Der Richter will wissen: „Wurden auch Sie gezielt angesteuert?“ Nagl: „Bei mir bin ich mir nicht sicher, aber bei den anderen Opfern schon.“
Auch jene junge Frau, deren frisch angetrauter Mann das erste von drei Todesopfern des Amokfahrers wurde, sagte aus – verzweifelt, unter Tränen, von einer Begleiterin unterstützt. „Dieser Mensch hat uns alles vernichtet. Ich muss jetzt bei Null starten.“ Sie selber sei schwerst verletzt zwei Monate im Spital gewesen, dann vier Monate in Rehabilitation. Denn: „Ich konnte nicht mehr gehen.“ Alen R. konnte den beklemmenden Auftritt der Zeugin nicht sehen. Er war zuvor aus dem Saal geführt worden. Auf eindringliche Bitte der verängstigten Frau.
(m. s.)