Am Punkt (ATV): "Krise kannte er nur aus Beziehungen"

Silvia Saringer
Silvia Saringer(c) ATV
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Als jung, frisch und scharf wird das neue Diskussionformat auf ATV mit Moderatorin Sylvia Saringer angekündigt. Die hektische Stehpartie war zwischendurch unfreiwillig komisch.

Die Konkurrenz in ORF und Puls4 diskutierte über öffentlich-rechtliches Fernsehen, ATV startete sein neues Format "Am Punkt" mit einem doch schon etwas abgelutschten Thema unter dem reißerischen Titel "Ein Jahr Krise - nichts gelernt?!" Der Intro-Clip macht die Position des Privaten klar: Die bösen Spekulanten bereichern sich auf Kosten der kleinen Leute. Die kleinen Leute sind es auch, die Moderatorin Sylvia Saringer auch direkt anspricht: Per Twitter, Facebook oder als Videofrage sollen die lieben Zuseher doch bitte mitdiskutieren.

Zunächst aber Bekanntes: Angesichts der drei eingeladenen Grauhäu(p)ter - Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ), Grüne-Finanzsprecher Werner Kogler, ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll - und des ebenfalls bekannten Gesichts des "Börsen-Rebells" Alexander Proschofsky (der mit den Dreadlocks) fragte man sich als Zuseher: "Gefühlte 100 Jahre ORF-Diskussionen - nichts gelernt?!"

Dann ein Pling! Nein, nicht das Handy eines Mitdiskutanten war's, sondern der ATV-Klang für eine eingegangene Zuseherfrage: Daniel aus Waidhofen an der Ybbs will wissen, wieso er keine Arbeit hat, wenn Banken doch Geld geschenkt wird. Weitere Twitterfragen von "mr_agentsmith" und "malus_darkblade", eine Videofrage von "Geri" vor dem Panorama einer österreichischen Kleinstadt: Der im Stehen geführten Diskussion tut das Herunterbrechen auf das Gasthaus-Niveau gut, auch die nervöse Saringer ist als eine Art "blonde Thurnher-Barbie" erträglich: Sie unterbricht, stellt Zwischenfragen und lässt sich auch von Stummvolls tadelndem "Schau!" nicht irritieren.

Schöne Momente bieten die Beiträge, auch wenn sie und die Werbeunterbrechungen die Diskussion bremsen. In einem Clip, der die Auswirkungen der Krise auf den "kleinen Mann" zeigen soll, wird etwa ein Daniel, arbeitsloser Installateur, vorgestellt: "Das Wort Krise kannte er vor einem Jahr nur aus Beziehungen", sagt die Stimme aus dem Off. Und: "Die Krise war ein Absturz aus dem fünften Stock in das Kellergeschoß. Wir stehen erst auf den obersten Kellerstufen."

Damit es nicht zu boulevardesk wird, liefert das "Am Punkt"-eigene Analysestudio gegen Ende der Sendung noch ein paar Inputs. Keine Stehsätze und keine Ausflüchte versprach die Werbung im Vorfeld. Für wirkliches Nachhaken blieb aber kaum Zeit, zu viel wurde aufgewendet, um komplexe Sachverhalte simpel aufzubereiten, zu viele Themenbereiche durchgepeitscht. Was man aus der Sendung lernt? Dass man am Ende eines Satzes durchaus zwei Satzzeichen stellen kann!?

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