Aktien-Zocker Kerviel: "Bonus-Grenzen sinnlos"

Jerome Kerviel
Jerome Kerviel(c) AP (Christophe Ena)
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Jerome Kerviel verzockte bei der französischen Großbank Société Générale 4,9 Mrd. Euro. Bonus-Grenzen hätten ihn nicht gestoppt, sagt er heute: "Der Job macht dich ein wenig verrückt, du wirst süchtig."

Jerome Kerviel bescherte seinem ehemaligen Arbeitgeber Societe General im Jänner 2008 einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro. Er hatte nicht genehmigte Aktienwetten durchgeführt. Nun sagt er zur aktuellen Debatte rund um Bonus-Zahlungen für Manager: "Der Job macht dich ein wenig verrückt, du wirst süchtig. Es wird von dir verlangt, dass du Risiken eingehst". Er hält daher Bonus-Grenzen für wirkungslos, schreibt die "Financial Times Deutschland". "Sollten die Aufseher mit Regeln kommen, werden die Banken einen Weg finden, sie zu umgehen", ist Kerviel überzeugt.

Politiker fordern weltweit Bonus-Grenzen

Weltweit schießen sich momentan Politiker auf Bonuszahlungen von Managern ein. Zuletzt hatte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Treffen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy eine Begrenzung von Bonus-Zahlungen an Bankmanager zum zentralen Thema erklärt. Die G20 wollen bei ihrem Treffen nächste Woche in Pittsburgh entsprechende Maßnahmen treffen.

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker fordert bei der Begrenzung von Bonus-Zahlungen für Bankmanager notfalls sogar einen Alleingang der EU: "Dann braucht es hier einen europäischen Alleingang, der so viel an Dynamik dann mit der Zeit entwickeln wird, dass die Amerikaner sich solidarischem, international koordiniertem Vorgehen nicht verschließen können."

"Alle meine Geschäfte wurden überwacht"

Kerviel handelte als Aktienhändler der Societe General mit Finanzprodukten, die an verschiedenen Börsen unterschiedliche Kurse haben. Kerviel sammelte durch solche Geschäfte ein enormes Volumen an Wertpapieren zusammen: Kurz bevor er aufflog, hatte er nicht autorisierte Future-Positionen im Wert von 50 Milliarden Euro aufgebaut (siehe auch: Der Fall Kerviel, wie alles begann).

Kerviel hatte immer von einem systemischen Problem gesprochen. "Alle meine Geschäfte wurden überwacht", sagte er in einem Interview ein Jahr nach Auffliegen des Milliarden-Skandals. "Glauben Sie wirklich, ein 15-Milliarden-Euro-Geschäft ließe sich unbemerkt abwickeln, ohne dass die Bank Fragen stellt?", so Kerviel.

Kerviel drohen fünf Jahre Haft

Kerviel muss sich voraussichtlich ab nächstem Jahr vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

(phu)

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