Im Scheidungsdrama zwischen den Hollywood-Stars Angelina Jolie und Brad Pitt droht ein erbitterter Streit ums Sorgerecht der sechs Kinder – und eine öffentliche Schmutzwäsche.
Wien/Los Angeles. Freunde hatten ihnen dringend abgeraten, das Ehedrama „By the Sea“ zu drehen. In einer kruden Mischung aus Nouvelle Vague und skandinavischer Introspektion à la Ingmar Bergman entfaltet Angelina Jolie, die Regisseurin und Hauptdarstellerin, darin Szenen einer Ehekrise aus der Schlüssellochperspektive, die unweigerlich Assoziationen und Mutmaßungen über Hollywoods Traumpaar wecken mussten. Die Frau, die in Depressionen verfällt; der Mann, der in den Alkohol flüchtet: Das sei doch alles andere als autobiografisch, dementierte Jolie. Um nicht zu sagen: klischeehaft.
„Nicht gut in Beziehungen“
Das „Spiegel“-Interview, das Angelina Jolie und Brad Pitt vor neun Monaten im Zuge einer Promotiontour für den Film gaben, hat im Nachhinein indessen etwas Prophetisches: Es zeigt ein Paar, das sich anfangs anschweigt und Momente der Gereiztheit und Sticheleien über Pitts Alkohol- und Zigarettenkonsum. Jolies Resümee lautet: „Die Wahrheit ist doch: Wir sind alle nicht gut in Beziehungen.“ Als die Dreharbeiten zu Ende waren, so legt das Gespräch in einem New Yorker Hotel nahe, war auch die Ehe an ihrem Ende angekommen.
Nachdem nach hartnäckigen Gerüchten die Nachricht von der Scheidung geplatzt war und sogar Barack Obamas Abschiedsrede vor der UN-Generalversammlung aus den Schlagzeilen verdrängte, droht im Hause Jolie/Pitt ein Rosenkrieg ums Sorgerecht für die sechs Kinder, für die drei adoptierten und die drei gemeinsamen. Angelina Jolie sicherte sich die Dienste der mit allen Wassern gewaschenen Staranwältin Laura Wasser, und die ließ in Boulevardmedien wie der „New York Post“ Jolies Version über die Gründe des Zerwürfnisses streuen.
Demnach habe Pitt bei den Dreharbeiten zum Weltkriegsdrama „Allied“ eine Affäre mit seiner französischen Filmpartnerin Marion Cotillard begonnen, was die schwangere Oscar-Preisträgerin indes energisch in Abrede gestellt hat. Jolie habe eigens einen Privatdetektiv auf ihren Mann angesetzt. Pitt, so das Blatt halb diffamierend und halb enthüllend, habe das Single-Dasein abseits des Familienlebens in vollen Zügen genossen, bei drogenschwangeren Gelagen mit russischen Prostituierten. Überhaupt, kolportiert die Jolie-Seite, habe er zu sehr dem Alkohol und dem Marihuana zugesprochen und zu Wutanfällen geneigt, was der Kindererziehung abträglich gewesen sei.
Alles nicht wahr, verbreitet derweil das Pitt-Lager auf dem Onlineportal TMZ, der ersten Adresse für heiße Hollywood-News. Die Scheidung habe sich seit Monaten abgezeichnet, und Pitt habe seine Frau gebeten, im Scheidungskrieg keine Schmutzwäsche zu waschen. Am Ende, so heißt es, hätten die beiden unterschiedliche Prioritäten verfolgt: Jolie konzentrierte sich abseits ihrer Hollywood-Karriere auf ihre Kinder und ihre Arbeit als UN-Sonderbotschafterin rund um den Globus. Architektur-Freak Pitt hängt dagegen an Hollywood, und er versteht sich auch bestens mit Jon Voight, Jolies entfremdetem Vater.
Pitt-Buddy George Clooney reagierte konsterniert, Pitts Ex Jennifer Aniston schwelgt angeblich in Schadenfreude und auch in den sozialen Medien dominiert die Häme.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2016)